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Ein Mann zeigt mit seinem Finger auf ausgestellte Insekten auf einem Markt. Copyright: iStock/staticnak1983

Insekten: Nahrungsmittel der Zukunft

In Südostasien hat das Essen von Insekten eine lange Tradition. Auf der Suche nach nachhaltigen Alternativen zu Fleisch wächst die Nachfrage auch anderswo. Ein Grillenzüchter berichtet aus der Praxis.

Eine überdachte Halle im Nordosten Thailands: Darin beenden sich in drei langen Reihen gemauerte Ställe. Die Mauern reichen dem Farmer bis zur Hüfte, während er durch die Reihen geht und große Schaufeln Futter verteilt. Was auf den ersten Blick aussieht wie ein Hühnerstall, beherbergt eine Proteinquelle der etwas anderen Art. Denn anstelle von Geflügel machen sich hier Tausende kleine Grillen über das frische Futter her. Statt lautem Gegacker ist die Luft hier erfüllt von einem stetigen Zirpen. Und dieses Zirpen könnte die Antwort auf eine große globale Herausforderung sein.

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Florian Berendt

Florian Berendt ist Agraringenieur und hat sich bereits in seiner Bachelorarbeit mit Insekten als alternative Proteinquelle beschäftigt. Nachdem er einige Jahre im internationalen Agrarmanagement arbeitete, gründete er 2019 die erste Bio-Grillenfarm Europas.

Insekten als Alternative

Denn die Weltbevölkerung wächst. Und zwar schnell. Aktuelle Hochrechnungen gehen davon aus, dass es im Jahr 2050 zwei Milliarden Menschen mehr auf der Erde geben könnte als 2023. Das stellt die Nahrungsindustrie vor große Herausforderungen. Besonders die Fleischindustrie steht dabei auf dem Prüfstand, denn sie benötigt große landwirtschaftliche Flächen – sowohl für die Tiere als auch für den Anbau von Tierfutter. Ein nachhaltiges Wachstum dieser Branche ist kaum denkbar. Deshalb muss ein alternatives Nahrungsmittel her, das Fleisch in den Nährwerten ähnelt, sich aber ressourcenschonender herstellen lässt.

Proteinquelle: Die Acheta domesticus ist in Thailand bei Züchtern und Endverbrauchern gleichermaßen beliebt.

Eine solche Alternative könnten Insekten sein. Insgesamt gibt es mehr als 2.000 essbare Insektenarten auf der Welt. In ungefähr 140 Ländern hat das Essen von Insekten bereits eine lange Tradition. „Sämtliche Stoffe, die im Fleisch enthalten sind, kann man auch durch Insekten aufnehmen“, sagt Agraringenieur Florian Berendt. Er ist der Gründer von EntoSus, Europas erster Bio-Grillenfarm. „Im frischen Zustand enthalten sowohl Fleisch als auch unsere Grillen etwa 20 Prozent Protein“, sagt er. Auch in den Nährwerten sind die Grillen mit Fleisch vergleichbar: „Sie enthalten alle essenziellen Aminosäuren, hochwertige Fette sowie Vitamin B12 und B2. Im Grunde alles, was man ansonsten nur durch Fleisch aufnehmen könnte“, erklärt der Züchter.

Grillenzucht als Einnahmequelle

Diese Tatsache machen sich die Menschen in Thailand und anderen südostasiatischen Ländern schon seit Jahrtausenden zunutze. Hier haben Insekten als Nahrungsmittel eine lange Tradition. Ursprünglich wurden sie besonders von ärmeren Menschen gegessen, die wilde Insekten sammelten. Für sie war es eine wichtige und günstige Proteinquelle. Inzwischen sind essbare Insekten jedoch in allen Bevölkerungsschichten gleichermaßen beliebt. Die Nachfrage in Thailand ist kaum noch durch wild gesammelte Insekten zu decken. Einige Arten lassen sich hervorragend züchten – wie die Hausgrille, auch genannt: Acheta domesticus. Schon 1998 begann man in Thailand, die Grillen in großem Stil heranzuziehen. Heute gibt es dort schätzungsweise mehr als 20.000 Grillenfarmen. Die Art ist in Thailand nicht heimisch, doch die Züchter bevorzugen sie gegenüber den einheimischen Grillen, da sie schneller wächst und angeblich besser schmeckt.

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Sämtliche Stoffe, die im Fleisch enthalten sind, kann man auch durch Insekten aufnehmen.

Die Grillenzucht ist darüber hinaus eine gute Einnahmequelle. Denn es ist nicht viel Personal nötig. Schon zwei Personen können eine mittelgroße Grillenfarm versorgen. „Bei EntoSus sind es im Moment fünf Personen“, erklärt Berendt. Im Jahr produziere das Unternehmen dabei zehn Tonnen Grillen. Zum Vergleich: Eine mittelgroße Farm in Thailand kommt mit nur zwei Angestellten auf rund vier Tonnen – und umgerechnet 1.000 Euro Gewinn im Jahr. „Unsere Grillen brauchen vier bis sechs Wochen, bis sie geerntet werden können“, sagt Berendt. Wie lange genau, hänge von Luftfeuchtigkeit und Umgebungstemperatur ab. Im Gegensatz zu den thailändischen Farmern hält er seine Grillen in großen Plastikboxen, in einem beheizten Raum. Das ist in Südostasien nicht nötig, da hier optimale klimatische Bedingungen für die Grillenzucht herrschen. Die Ställe in Thailand und auch die Kisten bei EntoSus sind oben off en. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sie in ihren Boxen bleiben, solange sie alles haben, was sie brauchen“, sagt Berendt.

Reststoffe als Futter

Dazu gehört auch das richtige Futter. Während die thailändischen Farmer meistens Hühnerfutter und Salat nutzen, hat Berendt eine andere Futterquelle für seine Grillen gefunden: „Wir nutzen in großen Teilen Reste aus der Agrar- und Lebensmittelindustrie“, erklärt er. Nicht nur beim Futter haben die Grillen das Potenzial zu einem nachhaltigen Lebensmittel: „Im Vergleich zu einem Kilogramm Rindfleisch erzeugen wir für die gleiche Menge an Grillen nur ungefähr ein Prozent der Treibhausgasemissionen“, sagt Berendt. Doch die Grille ist noch in vielen anderen Aspekten nachhaltiger als Fleisch. 80 Prozent des Körpers sind essbar, während es bei einem Huhn oder einem Schwein gerade einmal 55 Prozent sind. Darin liege der Marktwert der Insekten, sagt der Züchter: „Unsere Produkte werden von Menschen gekauft, die sich weiterhin ausgewogen ernähren, jedoch auch ihren ökologischen Fußabdruck verringern wollen.“

In Europa und Nordamerika sind essbare Insekten bisher noch ein Nischenprodukt. Viele Verbraucher in diesen Regionen ekeln sich davor. Doch die Vorteile, die das ungewöhnliche Nahrungsmittel besonders in Hinblick auf eine nachhaltige Ernährung hat, führen dazu, dass sie zunehmend beliebter werden. In Thailand bereitet die Regierung ihre Grillenfarmer darauf vor, ihre Erträge in großen Mengen zu exportieren: Die Zucht unterliegt zunehmend strengeren Qualitäts- und Hygienestandards.

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Gefahr für die Biodiversität

Nur zwei Prozent der weltweit verspeisten Insekten stammen aus Züchtungen. Die meisten werden wild gesammelt. Doch das starke Absammeln beliebter Insektenarten gefährdet die Biodiversität der Regionen, in denen sie heimisch sind. Dies stellt eine zusätzliche Belastung für die Insektenpopulation dar, deren Lebensräume darüber hinaus vom Klimawandel stark bedroht sind.

Wachsende Nachfrage

Denn die Nachfrage nach den sechsbeinigen Tierchen wächst: Marktforschungsinstitute schätzen den Umsatz der Branche weltweit für 2023 auf mehr als eine Milliarde US-Dollar. Bis 2030 sollen es sogar acht Milliarden US-Dollar sein. Bei EntoSus verarbeiten Berendt und sein Team die Grillen noch vor Ort weiter: „Nach der Ernte werden sie eingefroren, um sie zu betäuben, und dann blanchiert“, erklärt er. Anschließend wird aus den Grillen dann ein gerösteter Snack, Grillen-Hackfleisch oder auch Streichwurst. „Wir wollen Grillen auch in Europa als normales Nahrungsmittel etablieren“, sagt er. Sollte der Konsum auch dort anziehen – Südostasien stände als Region zur Lieferung bereit.


Dieser Beitrag stammt aus unserem Unternehmensmagazin „ESSENTIAL“, in dem wir kontinuierlich über Trends und Schwerpunktthemen aus unseren Zielindustrien und -märkten berichten. Weitere Beiträge des Magazins finden Sie hier.

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