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Die Essential Ausgabe H2 in Regenbogenfarben steht in einer Wüste.

14.11.2024 | Story

Wasserstoff: Hype oder Hoffnung?

Nachhaltigkeit Technologieentwicklung Wasserstoff

Wasserstoff hat immer wieder große Erwartungen geweckt und Enttäuschungen produziert. Jede Menge Potenzial verspricht er weiterhin. Allerdings wird Wasserstoff heute nicht mehr nur als Antriebsstoff gedacht, sondern verändert Energiewirtschaft und Industrie. Klar ist aber auch: Das Gas erfordert Materialkompetenz und Ingenieursgeist. Von der Produktion über den Transport bis zur Anwendung.

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Ein Essay von Claus Möhlenkamp,  Chief Executive Officer, Freudenberg Sealing Technologies:


Überbordende Erwartungen sind Teil unseres Alltags. Menschen neigen zu Optimismus unser Gehirn reagiert sehr positiv auf neue Informationen, und wir tendieren zum Herdentrieb. All das kann zu einem „Hype“ führen. Ein Wort, dessen Ursprung gar nicht genau geklärt ist. Es stammt wohl entweder vom Stilmittel der Hyperbel („Übertreibung“) oder sogar aus dem Slang der Schattenwelt Anfang des 20. Jahrhunderts, als Drogenabhängige sich mit hypodermic needles (Injektionsnadeln) ihren Schuss setzten. Ganz so abwegig ist die Analogie gar nicht: Der Hype, das ist häufig ein Rausch, der Menschen und komplette Märkte erfasst – bis dann der Kater kommt. Man denke an die Dotcom-Blase.

Herausfordernd: Das Potenzial zur Reduzierung von CO2 durch den Einsatz von Wasserstoff bei der Stahlproduktion ist riesig, der Bedarf an grün erzeugtem Wasserstoff aber ebenfalls. Noch steht er längst nicht in ausreichendem Maße bereit. © iStock/zhaojiankang

Auch die Geschichte des Wasserstoffs ist eine Erzählung von Erwartungen, Hoffnungen und Enttäuschungen. Bereits 1800 wurde das Gas erstmals per Elektrolyse erzeugt und schon damals träumte die Menschheit davon, dass sauberes Wasser die schmutzige Kohle ersetzen könnte. Aber im Wettbewerb mit Öl und Erdgas blieb Wasserstoff zu teuer. Die nächste große Aufmerksamkeit erfuhr er in den 1970er-Jahren zur Zeit der Ölkrise. Damals begannen Automobilhersteller, erste Brennstoffzellenfahrzeuge zu entwickeln, aber es blieb bei Experimenten. Vielleicht lag es an dieser langen Vorgeschichte, dass die Welt in den frühen 2000er-Jahren so überzeugt war, keinem neuerlichen Hype aufzusitzen – und die Ernüchterung umso drastischer ausfiel. Der damalige US-Präsident George W. Bush stellte für seine „Hydrogen Fuel Initiative“ sogar über 1 Milliarde US-Dollar bereit und skizzierte die Zukunft einer Massenproduktion von wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen.

Diese Zukunft wurde verschoben. Dem Hype folgte zwangsläufig (abermals) Enttäuschung, denn wenn Erwartungen und Hoffnungen sich zu sehr überschlagen, kann die Realität selten mithalten. Es stellte sich schnell heraus, dass die Wasserstoffproduktion noch immer viel zu teuer war, dass die Infrastruktur fehlte, um ihn kostengünstig zu transportieren, und dass auch bei der Brennstoffzelle weiterhin Entwicklungsarbeit wartete. Dem Rausch folgte der Kater, dem Hype das Tal der Tränen.

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Überspitzt formuliert könnte man sagen: Suchen war gestern. Finden ist heute.

Aber was genau war damals eigentlich passiert? Floppte tatsächlich die Vision von Wasserstoff, oder konnte der notwendige Fortschritt schlicht nicht mit den Erwartungen mithalten? Wir wissen heute, dass Letzteres der Fall war. Es steckt Potenzial im Wasserstoff – sogar viel mehr als Anfang der 2000er-Jahre gedacht, als man sich zu sehr auf die Brennstoffzelle fokussierte (und dabei die Erkenntnisse der Forscher aus dem 19. Jahrhundert vergaß, die mit Wasserstoff als Energiespeicher experimentiert hatten). Wasserstoff hilft auf vielfältige Weise, fossile Brennstoffe zu ersetzen, Energie zu speichern oder Wärme zu generieren. Übrigens ein Effekt, der sich häufiger bei übertriebenen Erwartungen einstellt: Potenzial wird übersehen, weil die Erwartungen vorschnell in eine bestimmte Richtung laufen.

Ambitioniert: Saudi-Arabien macht sich fit für die Zukunft. Dafür entsteht derzeit am Roten Meer das Prestigeprojekt NEOM, das neben einer klimaneutralen Großstadt auch den Bau der weltgrößten Elektrolyseanlage zur Produktion von grünem Wasserstoff vorsieht. © shutterstock/choi yurim

Als wir bei Freudenberg Sealing Technologies vor 20 Jahren beschlossen, das Thema Wasserstoff weiter zu verfolgen, lag darin ein Risiko. Es ist ja kein Naturgesetz, dass auf jeden enttäuschten Hype eine neue Hochphase folgt. Manche Technologien und Ideen kommen nicht zum Fliegen, mancher Hype bleibt Illusion. Aber wir waren früh überzeugt, dass Wasserstoff mehr ist als nur eine Blase: Wasserstoff ist gekommen, um zu bleiben. Daran halten wir fest, auch wenn sich derzeit die Geschichte wiederholt. In letzter Zeit sind vermehrt Zweifel und Warnungen zu lesen und zu hören, dass es doch nicht so schnell geht und noch viel Forschung vonnöten ist.

Kommt uns das bekannt vor? In der Tat. Und deswegen schauen wir vergleichsweise gelassen in die Zukunft: Global betrachtet stellen zahlreiche Regierungen finanzielle Mittel für ihre Wasserstoffpläne bereit. Dass diese Zeit benötigen, um Wirkung zu entfalten, war zu erwarten. Aber das Geld wird einer Branche helfen, die noch nicht ausreichend auf Skalierungseffekte setzen kann. Es wird helfen, jene Durchschlagskraft zu erreichen, die ab einer gewissen Größe auch ohne Subventionen trägt. Das unterstreicht allerdings auch: Politische Unterstützung ist weiterhin dringend geboten. Regierungen müssen hartnäckig am Ball bleiben, Rahmenbedingungen schaffen und Sicherheit geben – sonst schaden sie sich und ihrer Wirtschaft.

Dass sich in den kommenden Monaten und Jahren immer wieder Zweifel und Rückschläge einstellen werden, gehört jedoch zu einer gesunden Entwicklung dazu. Dass Forschungsarbeit zu leisten ist, ebenfalls. Uns schreckt das nicht, sondern es spornt uns an, denn in Forschung und Innovation sehen wir als Freudenberg Sealing Technologies ja gerade unsere Stärke. Wir wollen aktiv die Entwicklung zur Wasserstoffwirtschaft mitgestalten.

Einsatzfelder gibt es mehr als genug. In der vorliegenden Ausgabe der ESSENTIAL werden wir eine Reihe davon präsentieren. Wasserstoff ist ein herausforderndes Element: Es diffundiert leicht durch viele Materialien, hat eine sehr geringe Dichte, nimmt also großen Raum ein, und es versprödet Material. Kurz gesagt, es stellt extrem hohe Anforderungen zum Beispiel an Dichtungen. Und weil Produktion, Lagerung, Transport und Anwendung von Wasserstoff nach wie vor in der Entwicklung sind, haben sich an vielen Stellen auch noch keine standardisierten Prozesse, Produkte und Technologien durchgesetzt. Es ist somit eine ideale Situation, um sich mit Materialkompetenz und Ingenieursgeist zu beteiligen, vielleicht sogar zur Standardisierung und Skalierung beizutragen. All das unterstreicht: Es lohnt sich, bei jedem Hype einen klaren Kopf zu behalten.


Dieser Beitrag stammt aus unserem Unternehmensmagazin „ESSENTIAL“, in dem wir kontinuierlich über Trends und Schwerpunktthemen aus unseren Zielindustrien und -märkten berichten.

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