37-ecat Produkt­katalog
80-services Services
36-downloads Downloads
35-contact Kontakt
47-chevron-right
20-close Neuigkeiten aus erster Hand?

Neuigkeiten und Hintergründe aus der Dichtungstechnik erfahren, innovative Produkte kennenlernen – im kostenlosen E-Mail-Newsletter von Freudenberg Sealing Technologies.

Vogelperspektive eines Kanals inmitten von Beijing. Copyright: Photoshot /picture alliance

26.04.2022 | Story

Das Wasser fließt von Süden

Nachhaltigkeit Nachhaltigkeit

Peking und Nordchina leiden unter ständiger Dürre. Ihr Trinkwasser bekommt die chinesische Hauptstadt seit 2014 über ein Kanalsystem aus dem Süden. Trotzdem oder gerade deshalb befasst sich die Regierung inzwischen mit dem Wassersparen und der Aufbereitung.

Teilen auf

Die Olympischen Winterspiele in Peking haben den interessierten Zuschauern vor Augen geführt, dass die Umgebung der Hauptstadt zu den trockenen Regionen des Landes zählt. Vor einigen Jahren verdankte Peking sogar einem Stausee in Südchina, dass es nicht auf dem Trockenen saß. Zwischen dem 23. Oktober 2017 und dem 17. März 2018 fielen dort kein Tropfen Regen und keine einzige Schneeflocke. Es handelte sich um die längste Dürre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Trotzdem mussten sich die Stadtbewohner nicht einschränken, denn das Wasser sprudelte weiter – aus dem Süden. Der sogenannte Süd-Nord-Transfer ist das größte Wasser-Umleitungsprojekt der Geschichte. Auf zwei Routen – aus dem Stausee Danjiangkou an einem Yangtse-Zufluss und dem alten Kaiserkanal vom Yangste in die Hafenstadt Tianjin – wird das kostbare Nass aus dem regenreichen Süden in den trockenen Norden Chinas gepumpt. Bei maximaler Auslastung kann das Nord-Süd-Projekt insgesamt bis zu 25 Milliarden Kubikmeter in den Norden schaufeln, Jahr für Jahr. Die Stadt deckt damit 70 Prozent ihres Trinkwasserbedarfs und löst gleichzeitig ein großes Problem. Denn jahrelang ist unter der Stadt der Grundwasserspiegel abgesunken, weil Peking sein Trinkwasser aus dem eigenen Grundwasser und aus umliegenden Stauseen gewann.

Kohleindustrie: Der Industriezweig ist sehr wasserintensiv. Ein Grund, warum die chinesische Regierung den Neubauprojekte von Kohlekraftwerken gestoppt hat. Eine Maßnahme, die sich auch im Kohlebergbau bemerkbar machen dürfte.

Knappe Trinkwasserreserven

China hat von Natur aus zu wenig Wasser. Das Reich der Mitte stellt etwa 20 Prozent der Weltbevölkerung, verfügt aber nur über sieben Prozent der Trinkwasserreserven. Und diese sind auch noch sehr ungleich verteilt. „Im Norden lebt die Hälfte der Bevölkerung – und diese Hälfte hat weniger als 20 Prozent der Wasserressourcen des Landes zur Verfügung“, sagt Ma Jun, Direktor des Institute of Public & Environmental Affairs (IPE) und einer der angesehensten Wasserexperten des Landes. Weite Teile des Nordwestens bestehen aus Grasland, Halbwüsten und Wüsten. Der Getreideanbau um Peking und im Nordosten Chinas ist nur mithilfe von Bewässerung möglich. Die Bevölkerung und die Wirtschaftsleistung wachsen – und damit auch der Wasserbedarf. Gleichzeitig schreitet die Urbanisierung voran: Gemäß des Ende 2020 erhobenen Zensus leben rund 21,9 Millionen Einwohner im Verwaltungsgebiet von Peking.

Der Wassermangel ist vielerorts menschengemacht. Die knappe Ressource ist in ganz China beispiellos verunreinigt. Mehr als zwei Drittel des Grundwassers der nordchinesischen Tiefebene sind nach einer Untersuchung der „National University of Singapore“ nicht für den menschlichen Konsum geeignet. Dabei hat China noch Nachholbedarf beim modernen Wassermanagement. Niedrige Wasserpreise für private Verbraucher und die Landwirtschaft laden zum sorglosen Umgang mit Wasser geradezu ein.

42-quote

China will den landesweiten Wasserverbrauch in den Griff bekommen.

„In Peking wird noch zu viel Wasser verschwendet“, bestätigt Ma Jun. „Das Problembewusstsein der Menschen ist nicht sehr ausgeprägt.“ Die meisten Einwohner der chinesischen Hauptstadt leben in großen Wohnanlagen. Diese bestehen häufig aus mehreren Hochhäusern, deren Management die Wasserversorgung steuert. „Auch Hotels, Restaurants und Schulen verbrauchen zu viel Wasser“, sagt Ma. Darüber hinaus geht durch Lecks in den Wasserleitungen kostbares Nass verloren. Hinzu kommt: Theoretisch müssen seit Jahren alle neu gebauten Wohnanlagen in Peking ihr Abwasser selbst recyceln. Aber in der Regel funktionieren die Anlagen nicht sehr gut.

Wasserträger: In Nordchina sind mehr als zwei Drittel des Grundwassers nicht für den menschlichen Verzehr geeignet. Viele Bewohner kaufen daher Trinkwasser in Kanistern. © Zhan Min/dpa/picture alliance

Wassersparen muss sich lohnen

Wie anderswo, so haben auch in China ökonomische Maßnahmen das Potenzial, ein Umdenken herbeizuführen. So begann die für ihre Kohlekraftwerke und Anlagen der Schwerindustrie bekannte Provinz Hebei im Jahr 2016 versuchsweise eine Wasserressourcensteuer zu erheben. In der Peking umschließenden Provinz sind seither Unternehmen und Einzelpersonen steuerpflichtig, die Wasser direkt aus natürlichen Gewässern oder dem Grundwasser entnehmen. In den Folgejahren wurde die Steuer auf neun weitere Provinzen ausgeweitet, unter ihnen Peking und Tianjin. Der Wasserpreis für Fabriken steigt demnach exponentiell, sagt Gan Yiwei, Wasserexperte bei Greenpeace in Peking: „Je mehr eine Fabrik verbraucht, desto teurer wird der Preis pro Liter.“ Eine Maßnahme, die erste Erfolge zeitigt. So berichtete die Zeitung „China Daily“ über den Natronhersteller Tangshan Sanyou Group. Das Unternehmen reduzierte demnach durch nicht benannte Wassersparmaßnahmen den Anteil des Grundwassers am Verbrauch von 60 auf weniger als zehn Prozent.

Großer Nachholbedarf

Die Kohleindustrie stellt allerdings für Gan das größte Problem dar. Von der Mine über das Kraftwerk bis zu den chemischen Anlagen: Der Sektor ist sehr wasserintensiv und verbraucht oftmals ausgerechnet dort viel von der lebenswichtigen Ressource, wo ohnehin schon Wasserknappheit herrscht. Auch deswegen hat die chinesische Regierung Neubauprojekte für Kohlekraftwerke gestoppt; die Hauptstadt hat ihre vier Kohlekraftwerke geschlossen und setzt auf Erdgas. Dadurch werden große Mengen Kühlwasser eingespart.

China will den landesweiten Wasserverbrauch in den Griff bekommen. Dazu muss das Land Wasser sparen, reinigen und wiederverwerten. Zwar investiert China kontinuierlich in neue Kläranlagen, doch immer noch gelangen industrielle Abwässer ungeklärt in die Umwelt. Auch deshalb gaben diverse chinesische Regierungsstellen Ende 2021 das Ziel aus, das Abwasserrecycling in diversen Schlüsselindustrien zu intensivieren. Namentlich genannt waren die Petrochemie, Chemie, Stahl, Papier, Textil und Lebensmittel.

„Darüber hinaus kann China noch viel von Modellen im Ausland lernen“, betont der Wasserexperte Ma Jun und meint damit zum Beispiel die erfolgreiche urbane Wasserwirtschaft in Singapur, wassersparende Landwirtschaft in Israel oder die effiziente industrielle Wassernutzung in Japan. Denn moderne Technologien zum Wassersparen sind für Landwirtschaft und Industrie in China durchaus vorhanden. Oft fehlen aber das Wissen, der Wille oder das Geld, um sie einzusetzen. In der Landwirtschaft will China etwa flächendeckend die Tröpfchenbewässerung einführen. Doch, so fragt Gan Yiwei von Greenpeace: „Wollen die Bauern dieses zeitaufwendige Verfahren? Und wer zahlt dafür?“ Die wenigsten Bauern Chinas sind wohlhabend.

Derweil verlässt sich der Norden auf den Wassertransfer aus dem Süden. Wenn dieser nicht ausreicht, dann profitiert zunächst einmal vor allem die Hauptstadt. Die umliegenden Provinzen haben das Nachsehen.


Dieser Beitrag stammt aus unserem Unternehmensmagazin „ESSENTIAL“, in dem wir kontinuierlich über Trends und Schwerpunktthemen aus unseren Zielindustrien und -märkten berichten.

Nachhaltigkeit Nachhaltigkeit
Teilen auf

Weitere News zum Thema Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit

Freudenberg Sealing Technologies macht Wasserstoff fit für die Zukunft

01.04.2025 | News

Mit modernsten Hochleistungsdichtungen zeigt Freudenberg Sealing Technologies, wie Wasserstoff entlang der gesamten Wertschöpfungskette sicher komprimiert, verlustfrei transportiert und effizient genutzt werden kann.

Mehr erfahren chevron_right

Nachhaltigkeit

Materialkompetenz für Wasserelektrolyse

18.02.2025 | Story

Artur Mähne berichtet, wie Freudenberg Sealing Technologies die Elektrolyseurhersteller beim Ausbau ihrer Produktionskapazitäten unterstützt. Vom Design der Dichtung bis zur Assemblierung der Stacks.

Mehr erfahren chevron_right

Nachhaltigkeit

Australiens Wasserstoff-Energiewende

21.01.2025 | Story

Australien will künftig stärker auf grünen Wasserstoff setzen. Sonne und Wind bieten ideale Bedingungen. Beim Wettkampf um innovative Ideen wird es auf die richtigen Dichtungen ankommen.

Mehr erfahren chevron_right

Nachhaltigkeit

Frühzeitig an die Dichtung denken

13.01.2025 | News

In einem Whitepaper beleuchtet Graebener Bipolar Plate Technologies die entscheidenden Faktoren für eine erfolgreiche Produktion von metallischen Bipolarplatten.

Mehr erfahren chevron_right

Nachhaltigkeit

Wasserstoff-Farbskala

07.01.2025 | Story

Beim Wasserstoff kommt es auf die Herstellung an. Denn die entscheidet darüber, wie nachhaltig der Energieträger ist. Doch welche Farbe gehört zu welcher Herstellungsart?

Mehr erfahren chevron_right

Nachhaltigkeit

Klimaneutrale Umspannwerke: Zukunftweisend und mit einem ausgereiften Schaltanlagen-Ring versiegelt

06.12.2024 | News

O-Ringe der Freudenberg Sealing Technologies sind ein elementarer Bestandteil der luftisolierten und gasisolierten Schaltanlagen (AIS und GIS) von Siemens Energy.

Mehr erfahren chevron_right

Nachhaltigkeit

Erfolgreiche Messeteilnahme bei der Hydrogen Technology Expo in Hamburg

03.12.2024 | News

Wir laden Sie herzlich ein, einen Blick auf unseren virtuellen Messestand zu werfen.

Mehr erfahren chevron_right

Nachhaltigkeit

Auf dem Weg zur Wasserstoffinfrastruktur

26.11.2024 | Story

Dr. Britta Mayerhöfer beleuchtet die Herausforderungen des Wasserstofftransports – und erklärt, wie Freudenberg Sealing Technologies seine Kunden beim Ausbau des Wasserstoffnetzes unterstützt.

Mehr erfahren chevron_right

Nachhaltigkeit

Wasserstoff: Hype oder Hoffnung?

14.11.2024 | Story

Wasserstoff hat immer wieder große Erwartungen geweckt und Enttäuschungen produziert. Jede Menge Potenzial verspricht er weiterhin. Allerdings wird Wasserstoff heute nicht mehr nur als Antriebsstoff gedacht, sondern verändert Energiewirtschaft und Industrie. Klar ist aber auch: Das Gas erfordert Materialkompetenz und Ingenieursgeist. Von der Produktion über den Transport bis zur Anwendung.

Mehr erfahren chevron_right

Großstadt mit Hochhäusern

Join Us!

Freudenberg Sealing Technologies, seine Produkte und Serviceangebote in Wort und bewegten Bildern erleben, sich mit Mitarbeitenden und Stakeholdern vernetzen und dabei wertvolle geschäftliche Kontakte knüpfen.

Auf LinkedIn vernetzen! open_in_new