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Hände nehmen ein Handy von Shift auseinander.

24.08.2021 | Story

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Mobiltelefone sind allenfalls von Fachleuten zu reparieren und nach zwei Jahren Elektroschrott? Zwei Gründer wollten sich mit dieser Realität nicht zufriedengeben. Die Waldecks produzieren nachhaltige Smartphones – mit einem ganz besonders scharfen Blick auf Ressourcen.

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Mit Ressourcenmangel wurden Carsten und Samuel Waldeck schon als Kinder konfrontiert: Ihr Vater hatte damals einen Verein gegründet, der drogenabhängige Jugendliche unterstützt. Untergebracht war der in einem alten Rittergut auf dem Land. „Da herrschte an allem Mangel, es ging nur mit gespendeten Sachen“, erinnert sich Samuel Waldeck. Jeder, der ein soziales Projekt starte, kenne vermutlich das Gefühl. Das habe ihn geprägt. Dabei mache die Natur es ja vor: „Kreisläufe“, sagt Waldeck. „Alles, was funktioniert, ist eigentlich ein Kreislauf. Nur wir Menschen konzipieren Kreisläufe, die nicht klappen. Oder von vorneherein keine sind.“ Wie zum Beispiel bei unseren Smartphones. Im Schnitt benutzen weniger als 20 Prozent der Menschen ihr Telefon länger als zwei Jahre. Allein in den USA werden jährlich etwa 150 Millionen Smartphones entsorgt. Als Sondermüll, mit giftigen Komponenten. Recycling ist schwierig, weil die Einzelteile verbunden und verschweißt sind. „Geschredderte Telefone sind ein riesiger Materialmix“, weiß Samuel Waldeck.

Gründer: Samuel (l.) und Carsten (r.) Waldeck haben im 2014 im hessischen Falkenberg ihr Unternehmen gestartet. ©  SHIFT GmbH

Die beiden Brüder wollten es anders machen. Mobiltelefone, die sowohl einfach zu reparieren als auch zu recyceln sind. Möglichst ohne verklebte und gelötete Bestandteile. Möglichst wenig ineinander verschachtelter Mehrkomponentenkunststoff. Beide sind studierte Designer. „Ein Gerät, das nicht reparierbar ist, ist schlecht designt“, unterstreicht Samuel Waldeck. Also gründen die beiden 2014 im hessischen Falkenberg SHIFT. Seitdem haben sie insgesamt rund 50.000 Geräte produziert. Waldeck greift nach einem Smartphone und nimmt die Rückseite ab. Es knackt kurz, dann liegt das Innenleben offen, und was sich dort befindet, vom Akku bis zur Kamera, soll von jedem Benutzer selbst auszutauschen oder zum Teil sogar zu reparieren sein. SHIFT bietet dazu auch Erklärvideos und Beratung an. Und legt den Schraubenzieher beim Kauf mit bei.

Coltan, Gold, Lithium und Kobalt

Damit fängt das Thema Ressourcen für die Waldeck-Brüder aber erst an. Was ist eigentlich mit den Rohstoffen, die im Telefon verbaut sind? Die beiden beschäftigen sich eingehend mit den Fragen, wo im Zuge von Rohstoffproduktion besonders viel Raubbau an der Natur oder Ausbeutung von Arbeitern stattfindet, und beschließen zum Beispiel: „Wir wollen möglichst kein Coltan im Gerät haben“, wie Samuel Waldeck erklärt. Coltan ist ein Tantal-Erz, aus dem eine hitzeableitende Keramik hergestellt wird. Ein großer Teil der Fördergebiete im Kongo nutzt Zwangsarbeiter, und es ist aufgrund von Schmuggel nie ganz einfach festzustellen, ob Coltan „fair“ abgebaut wurde. Es ist aber auch gar nicht einfach festzustellen, in welchen Bestandteilen Coltan überhaupt verbaut wurde. Aktuell lassen die Brüder ihre Hauptplatinen gerade an einem Forschungszentrum mit Neutronen beschießen, um auf diese Weise der Antwort auf die Spur zu kommen. Der Aufwand ist es ihnen wert. Gleichzeitig unterstützen sie Hilfsprojekte vor Ort. Das Gleiche gilt für Bestandteile wie Gold, Lithium oder Kobalt. Klar ist aber auch: Nicht für alle Materialien gibt es Alternativen.

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Alles, was wir an Geld investieren, hat immer auch mit Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit zu tun.

Samuel Waldeck, Gründer SHIFT GmbH

„In all unseren jemals gefertigten Shiftphones sind etwa 150 Gramm Gold verbaut“, sagt Waldeck. „Unsere Lieferketten zu durchforsten, um auf jeden Fall jegliche Probleme auszuschließen, ist teuer und wäre im Grunde ein viel zu kleiner Hebel.“ Besser sei das Geld in unterstützenden Projekten angelegt. SHIFT kauft kinderarbeitsfrei zertifizierten Elektroschrott aus Ghana und unterstützt die Earth Beat Foundation, die in Uganda Kleinbauern finanziert, sodass diese nicht in Goldminen arbeiten müssen. „Alles, was wir an Geld investieren, hat immer auch mit Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit zu tun“, betont Waldeck.

Vor allem aber haben sich die Waldecks zum Ziel gesetzt, ihre Smartphones möglichst weiterzuverwenden oder recyceln zu lassen. Und dazu die Idee mit dem Telefonpfand entwickelt: Käufer zahlen auf ihr Telefon 22 Euro Pfand – und erhalten das Geld wieder, selbst wenn sie das Telefon kaputt an die Firma zurückschicken. „Elektronikschrott, der weggeworfen wurde, darf gesetzlich nicht weiterverkauft oder verwendet werden“, sagt Samuel Waldeck. „Wir dürfen das aber, weil wir die gebrauchten Geräte offiziell zurücknehmen.“ Damit verlängert sich nicht nur der Lebenszyklus, die Produzenten können die Einzelteile auch bei Bedarf recyceln, vor allem Edelmetalle und sortenreinen Kunststoff. Dass genau das reibungslos möglich ist, dafür haben die Designer im Vorfeld ja durch die modulare Bauweise und die Auswahl der Rohstoffe gesorgt. „Darum ging es uns schließlich: Materialkreisläufe zu schließen“, erinnert Waldeck.

Produktion: Montiert und geschraubt wird in China, zu fairen Bedingungen. Soziale Gerechtigkeit ist den Gründern wichtig. © SHIFT GmbH

Achtsam bei den Ressourcen Zeit und Geld

Und auch bei einer anderen Ressource schlägt SHIFT bewusst einen anderen Weg ein: der Zeit. Kunden warten nach der Bestellung vier bis acht Wochen, bis sie ihr Telefon erhalten, das ist Teil des Konzepts. „Wir fangen etwa ein Jahr vor der Produktion eines Geräts an, zum Teil schon dafür zu bezahlen“, skizziert Samuel Waldeck. Der Produzent geht also in Vorleistung: „Da hilft uns jeder zeitliche Puffer.“ Als in der Pandemie einige Lieferketten wackelten, konnte SHIFT trotzdem in der angekündigten Zeitspanne ausliefern. „Wir sind als Konsumenten ja gewohnt, alles am nächsten Tag zu bekommen“, sagt Waldeck. „Ich finde, man darf als Produzent auch aufmerksam machen, warum Langfristigkeit eine gute Sache sein kann.“

Dass SHIFT diesen Weg geht, hat auch damit zu tun, dass die Brüder ihr Unternehmen seit 2014 ohne Investoren führen. „Uns war wichtig, dass die Firma nicht in Abhängigkeit gerät“, beschreibt Waldeck. Beide haben zu häufig beobachtet, dass Geldgeber in Krisenzeiten harten Druck ausüben, der nicht immer zum Wohl des Unternehmens ist. Das Unternehmen will wachsen, aber nicht aus Zwang heraus. „Da sind wir wieder bei der Natur als Vorbild“, sagt Waldeck. „In einem Wald wachsen große Bäume und kleine Bäume, in ihrem eigenen Tempo.“ Das mache sie resilient. Wer selbstbestimmt wächst, gerät nicht so schnell in Mangel.


Dieser Beitrag stammt aus unserem Unternehmensmagazin „ESSENTIAL“, in dem wir kontinuierlich über Trends und Schwerpunktthemen aus unseren Zielindustrien und -märkten berichten.

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