37-ecat Produkt­katalog
80-services Services
36-downloads Downloads
35-contact Kontakt
47-chevron-right
20-close Neuigkeiten aus erster Hand?

Neuigkeiten und Hintergründe aus der Dichtungstechnik erfahren, innovative Produkte kennenlernen – im kostenlosen E-Mail-Newsletter von Freudenberg Sealing Technologies.

Faber-Castell pink penicls in production

26.11.2020 | Story

Kaspar Faber, Mit dem Musterkoffer in die Welt

Nachhaltigkeit Materialkompetenz

Die Globalisierung ist kein neues Phänomen. Um 1850 baut ein Geschäftsmann ein weltweites Vertriebsnetz auf, bezieht Rohstoffe aus drei Kontinenten und organisiert Lieferketten. Allerdings: mithilfe von Rentieren. Sein Produkt: Bleistifte.

Teilen auf

Als Lothar Faber 1839 die Firma seiner Eltern übernimmt, ist es ein kleines Unternehmen, eine Bleistiftmanufaktur in der fränkischen Kleinstadt Stein, an der Stadtgrenze zu Nürnberg. Wenige Jahrzehnte später hat er sie zu einer Weltfirma gemacht. Im wahrsten Sinne des Wortes. Es ist die Epoche, in der die Arbeiten am Sueskanal beginnen, die britische Königin Viktoria den Thron besteigt und die Dampfmaschine sich nach und nach ihren Platz in der Industrie erobert. Um von Nürnberg ins schweizerische Zürich zu gelangen, ist man hundert Stunden unterwegs. Nach heutigen Maßstäben eine Weltreise.

„Paris, London, New York“

Erster Schritt 1761: Der Schreiner Kaspar Faber macht sich als Bleistiftmacher selbstständig.

Bleistifte sind als Produkt im Kommen, aber die Konkurrenz, vor allem aus England, produziert bessere Qualität als die Handwerksbetriebe, die sich rund um Nürnberg angesiedelt haben. Lothar Faber geht als junger Mann drei Jahre in die Ausbildung nach Paris. „In der großen Weltstadt […] verschaffte ich mir einen Einblick in die ganze merkantile Welt“, notiert er später. Er lernt die internationalen Verflechtungen der Wirtschaft kennen. Und er wird zum Handelsreisenden: Bereits 1843 reist er nach St. Petersburg, den Musterkoffer mit Bleistiften unter dem Arm. Er gründet Vertriebsniederlassungen für das Familienunternehmen im Ausland. Sein Bruder Eberhard Faber wird 1849 nach New York geschickt, es folgen Standorte in London, Paris, Wien und St. Petersburg. Ein „Weltgeschäft“ will Lothar Faber schaffen: „Durch harmonisches Zusammenwirken der gesamten Intelligenz der Häuser in Stein, Paris, London und New York“, schreibt er. Lothar Faber versteht außerdem, dass höhere Verkaufszahlen nur über Qualität kommen können. Also macht er sich auf die Suche nach Rohstoffen. Für das Holz wird Bruder Eberhard 1865 in Zedernwäldern auf Cedar Key fündig, einer Insel vor Florida. In einem Sägewerk wird das Holz zerlegt und nach Deutschland verschifft. Während des Amerikanischen Bürgerkriegs entscheidet sich Eberhard Faber sogar dazu, eine eigene Bleistiftfabrik in Brooklyn zu gründen. Hier werden günstige Stifte produziert, die teuren Stifte weiterhin aus Deutschland importiert.

18-info

Faber-Castell

Portrait of Baron Lothar von Faber,  Faber-Castell Archive

Modernisierer: Baron Lothar von Faber (*1817 †1896) legt den Grundstein zur Weltfirma. ©Faber-Castell Archive

Der Schreinergeselle Kaspar Faber lässt sich 1758 bei Nürnberg nieder, wo bereits einige Bleistifthandwerker ansässig sind, und spezialisiert sich darauf. Der Bedarf nach Schreibgeräten steigt in den kommenden Jahrzehnten stetig, auch aufgrund der Einführung der Schulpflicht. Lothar Faber macht als vierte Generation aus der Manufaktur eine Weltfirma und aus „Faber“ eine Marke. 1898 entsteht durch die Heirat mit dem Adelsgeschlecht „Castell“ der heutige Markenname. Heute macht das Unternehmen knapp 600 Millionen Euro Umsatz und ist mit rund zwei Milliarden Stiften pro Jahr der weltgrößte Hersteller von Bunt- und Bleistiften.

Grafit aus Sibirien

Um dieselbe Zeit entdeckt ein französischer Geschäftsmann in Sibirien Grafitvorkommen von besonderer Qualität. Das bestimmt entscheidend die Qualität der Stifte, denn reiner Grafit ist dunkler im Abstrich und sanfter im Schreiben. Lothar Faber greift zu, finanziert die Mine und sichert sich die exklusiven Rechte. Der Grafit wird in unwirtlicher Gegend gefördert und anschließend von Rentieren Tausende von Meilen durch unwegsames Gelände transportiert, bevor er per Schiff oder Zug nach Deutschland gelangt. Erst 1891 beginnt der Bau der Transsibirischen Eisenbahn. Was aus heutiger Sicht wie ein unglaublich kompliziertes Investment klingt, sichert die Firma Faber vor schwankenden Marktpreisen und erlaubt ungeahnte Qualitätssprünge. Die neuen „sibirischen Stifte“ erobern den Weltmarkt mit ihrem „Höhepunkt an Gleichmäßigkeit, Reinheit und unveränderlicher Härte“, wie es in einem Werbeprospekt heißt.

2017 bestes Jahr: Faber-Castell erreicht mit 667 Millionen Euro Umsatz das bis heute beste Geschäftsjahr seiner Geschichte

Reisen von Neuseeland bis Argentinien

Konsequenterweise hat Lothar Faber im Zuge all dieser Bemühungen beschlossen, den Firmennamen „A.W. Faber“ (nach seinem Großvater Anton Wilhelm) auf die Stifte drucken zu lassen. Das erste Markenschreibgerät ist geboren. Im gleichen Zug entstehen Produktkataloge, Etiketten, Etuis und ein erweitertes Sortiment. Und moderne Produktionsanlagen wie Walzenmühlen, mit denen der Grafit und Farben besonders fein gemahlen werden können. Lothars Bruder Johann Faber, der sich im hohen Alter noch mit einer eigenen Bleistiftfirma selbstständig macht, treibt in den 1880er Jahren die Handelsreisen auf die Spitze und schickt seine Mitarbeiter auf echte Weltreisen: von Ceylon über Australien bis Neuseeland. Nach Südafrika, Argentinien und Ägypten. „In allen Ländern der zivilisierten Welt sind die Pioniere und Reisenden der Firma Johann Faber tätig“, notiert eine Festschrift. Die Weltreisen finden per Schiff statt, es dauert noch ein Jahrzehnt, bevor Otto Lilienthal überhaupt den ersten erfolgreichen Gleitflug unternimmt. Der erste Linienflug über den Atlantik findet erst 1939 statt.

Als Lothars Nachfolger Graf Alexander von Faber-Castell 1909 auf einem Schnelldampfer nach New York reist, ist die Ankunft des modernen Schiffs der örtlichen Presse sogar einen Artikel wert – inklusive der Erwähnung des „Bleistiftkönigs“, wie der Unternehmer genannt wird. Der Grundstein für den Erfolg der Bleistiftmanufaktur aus dem kleinen Ort Stein bei Nürnberg ist da längst gelegt. Heute beschäftigt Faber-Castell rund 8.000 Mitarbeiter, besitzt Fertigungsstätten in zehn und Vertriebsgesellschaften in 22 Ländern. Das Holz stammt inzwischen aus Brasilien, wo das Unternehmen seinen eigenen Wald wachsen und nachwachsen lässt. Klingt modern und global, und ist es auch – genauso wie Lothar Fabers Wirken vor über 150 Jahren. Globalisierung war schon vor dem Flugzeug- und Internetzeitalter möglich. Notfalls eben mit Rentieren.


Dieser Beitrag stammt aus unserem Unternehmensmagazin „ESSENTIAL“, in dem wir kontinuierlich über Trends und Schwerpunktthemen aus unseren Zielindustrien und –märkten berichten.

Nachhaltigkeit Materialkompetenz
Teilen auf

Weitere News zum Thema Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit

Freudenberg Sealing Technologies macht Wasserstoff fit für die Zukunft

01.04.2025 | News

Mit modernsten Hochleistungsdichtungen zeigt Freudenberg Sealing Technologies, wie Wasserstoff entlang der gesamten Wertschöpfungskette sicher komprimiert, verlustfrei transportiert und effizient genutzt werden kann.

Mehr erfahren chevron_right

Nachhaltigkeit

Materialkompetenz für Wasserelektrolyse

18.02.2025 | Story

Artur Mähne berichtet, wie Freudenberg Sealing Technologies die Elektrolyseurhersteller beim Ausbau ihrer Produktionskapazitäten unterstützt. Vom Design der Dichtung bis zur Assemblierung der Stacks.

Mehr erfahren chevron_right

Nachhaltigkeit

Australiens Wasserstoff-Energiewende

21.01.2025 | Story

Australien will künftig stärker auf grünen Wasserstoff setzen. Sonne und Wind bieten ideale Bedingungen. Beim Wettkampf um innovative Ideen wird es auf die richtigen Dichtungen ankommen.

Mehr erfahren chevron_right

Nachhaltigkeit

Frühzeitig an die Dichtung denken

13.01.2025 | News

In einem Whitepaper beleuchtet Graebener Bipolar Plate Technologies die entscheidenden Faktoren für eine erfolgreiche Produktion von metallischen Bipolarplatten.

Mehr erfahren chevron_right

Nachhaltigkeit

Wasserstoff-Farbskala

07.01.2025 | Story

Beim Wasserstoff kommt es auf die Herstellung an. Denn die entscheidet darüber, wie nachhaltig der Energieträger ist. Doch welche Farbe gehört zu welcher Herstellungsart?

Mehr erfahren chevron_right

Nachhaltigkeit

Klimaneutrale Umspannwerke: Zukunftweisend und mit einem ausgereiften Schaltanlagen-Ring versiegelt

06.12.2024 | News

O-Ringe der Freudenberg Sealing Technologies sind ein elementarer Bestandteil der luftisolierten und gasisolierten Schaltanlagen (AIS und GIS) von Siemens Energy.

Mehr erfahren chevron_right

Nachhaltigkeit

Erfolgreiche Messeteilnahme bei der Hydrogen Technology Expo in Hamburg

03.12.2024 | News

Wir laden Sie herzlich ein, einen Blick auf unseren virtuellen Messestand zu werfen.

Mehr erfahren chevron_right

Nachhaltigkeit

Auf dem Weg zur Wasserstoffinfrastruktur

26.11.2024 | Story

Dr. Britta Mayerhöfer beleuchtet die Herausforderungen des Wasserstofftransports – und erklärt, wie Freudenberg Sealing Technologies seine Kunden beim Ausbau des Wasserstoffnetzes unterstützt.

Mehr erfahren chevron_right

Nachhaltigkeit

Wasserstoff: Hype oder Hoffnung?

14.11.2024 | Story

Wasserstoff hat immer wieder große Erwartungen geweckt und Enttäuschungen produziert. Jede Menge Potenzial verspricht er weiterhin. Allerdings wird Wasserstoff heute nicht mehr nur als Antriebsstoff gedacht, sondern verändert Energiewirtschaft und Industrie. Klar ist aber auch: Das Gas erfordert Materialkompetenz und Ingenieursgeist. Von der Produktion über den Transport bis zur Anwendung.

Mehr erfahren chevron_right

Großstadt mit Hochhäusern

Join Us!

Freudenberg Sealing Technologies, seine Produkte und Serviceangebote in Wort und bewegten Bildern erleben, sich mit Mitarbeitenden und Stakeholdern vernetzen und dabei wertvolle geschäftliche Kontakte knüpfen.

Auf LinkedIn vernetzen! open_in_new