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Baufahrzeuge bauen Sand ab
31.08.2021

Stadt – Sand – Fluss

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Für einige Experten ist Sand nach Wasser die gefragteste Ressource der Welt. Sand steckt nicht nur in vielen Alltagsgegenständen, er wird vor allem für den Gebäudebau gebraucht. Das macht ihn immer mehr zu einem knappen Gut.

Der Poyang-See im Südosten Chinas ist der größte Süßwassersee im Reich der Mitte. Vollständig gefüllt, erstreckt er sich auf einer Fläche von bis zu 4.500 Quadratkilometern. Im 14. Jahrhundert soll der Binnensee gar Schauplatz einer der größten Seeschlachten der Geschichte gewesen sein. Jahreszeitlich bedingt schwankt der Wasserspiegel des Sees allerdings stark. Zuletzt sogar so sehr, dass er im Sommer 2020 auf Satellitenbildern kaum mehr auszumachen war. Als ein Grund gilt der mächtige Drei-Schluchten-Damm, der den Wasserzufluss beeinträchtigt. Zudem hat der massive Sandabbau den Abflusskanal des Sees verbreitert und vertieft. Das Seewasser fließt schneller ab.

Ein See, kein Fluss: Seit dem massiven Sandabbau fließt das Wasser des Poyang-Sees noch schneller ab. © istockphoto: chuyu

Im Jahr 2014 schätzte das Umweltprogramm der Vereinten Nationen, dass dem Poyang-See 235 Millionen Kubikmeter Sand im Jahr entnommen werden. Er wäre damit bei Weitem die größte Sandabbaustätte der Welt. Das körnige Material findet in der boomenden Volkswirtschaft reißenden Absatz. Zahlreiche Infrastrukturprojekte und die rapide wachsenden Städte sind auf Sand als wesentlichen Bestandteil von Beton angewiesen. China verbaut aktuell alle zwei bis drei Jahre so viel Sand wie die USA im gesamten 20. Jahrhundert. Von den bis zu 50 Milliarden Tonnen Sand, die pro Jahr global verbraucht werden, entfallen etwa 60 Prozent auf China

Sand ist nicht gleich Sand

Nun könnte man sagen, das sei ja kein Problem, denn schließlich gebe es Sand in Hülle und Fülle. Schon in der Bibel wurde der Ausspruch „wie Sand am Meer“ gewählt, um zu verdeutlichen, dass etwas in sehr großer Menge vorhanden ist. Und es stimmt ja auch. Rund ein Fünftel der Landfläche der Erde entfällt auf Wüsten. Doch so richtig aufgehen will die Rechnung nicht. Denn Sand ist nicht gleich Sand. Nur etwa fünf Prozent der weltweiten Sandvorkommen eignen sich zur Produktion von Beton.

Wüstensand kommt dafür nicht infrage, weil ihn Wind und Wetter zu glatt geschliffen haben. In Bauwerken verbauter Sand muss in seiner Struktur kantig sein. Die nachgefragte Variante kommt nur in Sand- und Kiesgruben vor oder eben in Seen und Flüssen, von wo er ins Meer gelangt. Bausand wird also primär in Gruben, an Ufern, Küsten oder am Grund von Gewässern gewonnen. So wie beim Poyang-See. Dabei geriet dieser erst so richtig ins Visier, als die chinesischen Behörden 2001 den Sandabbau aus dem Yangtse-Fluss verbannten. Dies war notwendig geworden, nachdem der Abbau Brücken unterspülte, Uferbefestigungen gefährdete und die Schifffahrt behinderte.

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Sand

sand

Sandkörner haben einen Durchmesser von 0,063 bis zwei Millimetern. Sie entstehen aus Felsgestein, das durch Wind, Regen, Sonne und Frost allmählich verwittert. Fortgetragen von Flüssen werden die Stücke auf ihrem Weg zum Meer immer kleiner geschliffen. Ein Prozess, der sich über mehrere Hundert Jahre erstrecken kann.

Illegaler Abbau im großen Stil

Der globale Bedarf an Sand steigt derweil weiter. Statistiken besagen, dass im Vergleich zur Ölfördermenge neunmal mehr Sand abgebaut werde. Die Vereinten Nationen veranschaulichten die Dimension in ihrem Report „Sand, rarer than one thinks“. Demnach floss schon 2012 derart viel Bausand in die Herstellung von Beton, dass man daraus „rund um den Äquator eine 27 Meter hohe und 27 Meter breite Mauer“ hätte bauen können. Fast schon überflüssig zu erwähnen, dass der grobkörnige Bausand bedeutend schneller ausgebeutet wird, als Flüsse Nachschub liefern können. Die Welt steuert auf einen ernst zu nehmenden Engpass zu. Das lässt sich am Preis für Sand ablesen. Zwischen 2000 und 2017 verteuerte sich in Deutschland gewonnener Sand um rund 30 Prozent. In den USA stieg der Preis zwischen 2010 und 2019 im gleichen Maße. Und wo ein Gut lukrativ wird, da weckt es kriminelle Energie. In Indien ist bereits von mafiösen Strukturen die Rede. Sand wird dort im großen Stil illegal abgebaut. Alleine im südindischen Bundesstaat Kerala soll sich der illegale Sandhandel auf rund 2,3 Milliarden US-Dollar beziffern lassen. Auch in anderen Weltregionen wird ein unrechtmäßiger Abbau beobachtet.

Der Durchbruch? Der vermeintlich ungeeignete Wüstensand wird mit Polyesterharz zu Polymerbeton. © Polycare Research Technology GmbH & Co. KG

Als ein Abnehmer von illegal abgebautem Sand gilt Singapur. Lange Zeit bezog der Stadtstaat Sand mitunter aus Indonesien, Malaysia und Kambodscha. Vor einigen Jahren verhängten diese Länder ein offizielles Exportverbot. Dennoch weisen Singapurs Statistiken Sandeinfuhren von dort aus. Singapur ist darauf auch dringend angewiesen. Seit seiner Unabhängigkeit im Jahr 1965 hat der vom Meer umgebene Stadtstaat seine Fläche um 20 Prozent erweitert. Wie der Bericht der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2014 aufführt, hatte Singapur in den vorangegangenen 20 Jahren mehr als 500 Millionen Tonnen Sand eingeführt. Das von Nachbarstaaten importierte Gut führte allerdings dazu, dass dort ganze Strände und einige im Meer gelegene Sandinseln verschwanden. Ursächlich dafür ist das Absaugen von Sand vom Meeresboden. Für den Bau seines riesigen Containerterminals bezog Singapur den erforderlichen Sand dann unter anderem aus Australien.

Dort bediente sich auch Dubai. Etwa um im Wüstenemirat das höchste Gebäude der Welt, das Burj Khalifa, zu errichten. Auch für ein weiteres Prestigeobjekt war reichlich Sand vonnöten: die vor der Küste errichteten künstlichen Inseln, die in der Form von Palmen angelegt wurden.

Ein Hoffnungsschimmer?

Da auch in der westlichen Welt eine ungebrochen große Nachfrage nach Sand herrscht, ist er laut Experten nach Wasser die gefragteste Ressource der Welt. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass Afrika bei der Nachfrage nachziehen wird. Somit stellt sich die Frage nach Alternativen. Zuletzt ließ in dieser Hinsicht das deutsche Unternehmen Polycare aufhorchen, das nach jahrelanger Forschung ein Bauprojekt in Namibia unterstützt. Als Baumaterial dient dabei der vermeintlich untaugliche Wüstensand, dem Polyesterharz als entscheidendes Bindemittel beigegeben wird. Das Polyesterharz wird zum Teil aus recycelten PET-Flaschen gewonnen. Der aus dem Wüstensand und dem künstlichen Harz gewonnene Polymerbeton härtet nach nur 20 Minuten. Als fertiges Produkt lassen sich einzelne Polymerbetonteile wie Legostücke ineinanderstecken und verschrauben. Ein Gebäude könnte so nach einiger Zeit sogar wieder abgebaut und anderswo neu aufgebaut werden. Ob diese Methode das Zeug zum Durchbruch hat, wird die Zeit zeigen. Noch fehlt ihm etwa die Zulassung für den deutschen Markt. Würde sich die Methode bewähren, dann könnte der Bausektor auf rundgeschliffenen Wüstensand zurückgreifen. Und den gibt es nun wirklich in so großer Menge wie Sand am Meer.


Dieser Beitrag stammt aus unserem Unternehmensmagazin „ESSENTIAL“, in dem wir kontinuierlich über Trends und Schwerpunktthemen aus unseren Zielindustrien und -märkten berichten. Weitere Beiträge des Magazins finden Sie hier.

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