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Zu Bambus hinaufschauen
13.09.2022

Rasanter Rohstoff

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Bambus – bricht der nicht? Jedenfalls nicht leichter als zum Beispiel Stahl. Ein unterschätzter Naturwerkstoff mit speziellen Eigenschaften inspiriert seit einiger Zeit insbesondere Fahrradkonstrukteure. Ein Rundumblick zu Visionären in Vietnam, Malaysia und Kalifornien – bis zu einem deutschen Weltreisenden.

Es ist ein etwas seltsamer Zufall, dass ein vietnamesischer Ingenieur ausgerechnet in Deutschland inspiriert wird, mit Bambus zu bauen. 2009 besucht Minh Tri Pham, der zu dieser Zeit an der TU Berlin studiert, einen Workshop zu Bambusfahrrädern. Und ist begeistert. Die Idee lässt ihn nicht mehr los. Heute leitet Pham in Ho-Chi-Minh-Stadt die Firma „Viet Bamboo Bikes“, und als Ingenieur faszinieren ihn vor allem die Materialeigenschaften des Werkstoffs. „Beim Fahrradfahren wirken ja verschiedene Kräfte“, sagt er. „Entscheidend ist zum Beispiel, wo die Druckpunkte sind, wenn jemand voll in die Pedale tritt.“

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Bamboo Bikers

Viet Bamboo Bike

Minh Tri Pham gründete seine Firma als Nebenprojekt, im Hauptberuf arbeitet der Ingenieur im Bereich erneuerbare Energien. Er verkauft über seinen Onlineshop mittlerweile Stadträder und Mountainbikes weltweit.

Mehr Informationen unter: vietbamboobike.com

Bamboo Basti

Basti Gutmann startete im Juni 2017 seine Weltreise von München aus. Parallel nahm sich der Aktivist vor, 40.000 Bäume im Laufe der Reise zu pflanzen.

Bambus ist kein Holz, sondern ein Gras. Es besteht aus Fasern, die sich rund um eine Hohlform gruppieren und durch Knoten unterteilt werden. „Die kräftigsten Fasern sind genau dort, wo mechanisch der größte Stresspunkt ist“, sagt Pham.

Dadurch verbindet Bambus extreme Härte mit großer Zug- sowie Druckfestigkeit – und ist ein Beispiel für Leichtbauweise in der Natur. Mit ultraleichten Carbonrahmen kann der Werkstoff vom Gewicht her zwar nicht konkurrieren, mit Leichtmetall aber sehr wohl. Für die Fahrradrahmen wird der Bambus zusätzlich verstärkt, erhitzt und an den Gelenken mit Epoxidharz verklebt.

Pham baut seine Räder mittlerweile für Kunden weltweit. Und er liegt damit im Trend. Auch in anderen Ländern konstruieren und verkaufen Produzenten Bambusräder. Nicht nur zum stilvollen und gemütlichen Dahinradeln, sondern auch für Mountainbikes und Rennräder. Mittlerweile sind auch die ersten E-Bike-Varianten erhältlich.

Einem Stresstest der besonderen Art hat Basti Gutmann das Material unterzogen: Der Deutsche hat sich 2017 aufgemacht, auf einem von ihm selbst gebauten Bambusfahrrad die Welt zu umrunden. „Aus einer Laune heraus“, wie er sagt. Daraus über 37.000 Kilometer Radstrecke. Knapp drei Jahre war Gutmann unter dem Spitznamen „Bamboo Basti“ unterwegs, bevor ihn die Corona-Pandemie mitsamt weltweiten Grenzbeschränkungen stoppte.

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Ich will ansprechende, robuste Räder machen.

Minh Tri Pham, Gründer Viet Bamboo Bike

Gutmann ist ein Verfechter von Nachhaltigkeit, gleichzeitig ein Bastler und Hobbyschreiner, aber dass er sich bei der Reise für einen Bambusrahmen entschied, hatte weitaus mehr als symbolische Gründe: „Verglichen mit Carbon oder anderen Materialien ist Bambus am einfachsten zu flicken. Du brauchst nur Epoxidharz und Hanf, das bekommst du leicht überall, besonders wenn du an der Küste unterwegs bist.“ Stahl oder Aluminium hingegen müssten geschweißt werden. Bambus bricht nicht wie Holz; die Fasern reißen in der Länge auf, was die Stabilität nicht beeinflusst, solange sie rechtzeitig wieder geschlossen werden.

Ansprechend und robust: Eines der Modelle von Ingenieur Minh Tri Pham. © Minh Tri Pham

Gutmann fuhr auf seinem Bambusrad über den Balkan nach Indien – und begegnete in Malaysia eher zufällig einem Mann, der eine große Bambusfabrik besitzt. Ahmad Mazlan Othman ist Ingenieur, Bauplaner und Visionär, der Bambus auch für Hauskonstruktionen verwendet. Erst dort wird Gutmann bewusst, dass über tausend verschiedene Arten von Bambus existieren, mit durchaus spezifischen Eigenschaften. „Ahmad hat mir schmunzelnd gesagt, mein Fahrrad sei ja toll zusammengebaut, aber der Bambus eigentlich überhaupt nicht geeignet, da gebe es Besseres“, erzählt der Deutsche.

Immerhin hatte das Rad ihn bereits bis nach Malaysia gebracht. Der Ingenieur Ahmad Mazlan Othman ist Aktivist in Sachen Bambus und betont in seinen Vorträgen vor allem die Nachhaltigkeit des Werkstoffs: Bambus bindet durch sein rasantes Wachstum große Mengen an Kohlendioxid und produziert obendrein mehr Sauerstoff als die meisten anderen Pflanzen. Weltweit entdecken immer mehr Architekten die Vorzüge des Rohstoffs.

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Verglichen mit Carbon oder anderen Materialien ist Bambus am einfachsten zu flicken.

Basti Gutmann, Deutscher Radfahrer und Aktivist

Stresstest der besonderen Art: „Bamboo Basti“ unterwegs auf Weltreise. © Basti Gutmann

Ähnlich wissenschaftlich wie der Malaysier Othman war auch Minh Tri Pham die Sache angegangen. 360 verschiedene Arten Bambus hatte er nach seiner Rückkehr aus Deutschland in Vietnam identifiziert, und auch er beschäftigt sich seitdem intensiv mit mechanischen Simulationen. Mittlerweile hat er sich für jene Arten entschieden, die er für Fahrradrahmen am geeignetsten hält. Die Pandemie hat auch ihn ausgebremst, aber Pham hat die Zeit für noch mehr Forschung und Entwicklung genutzt. „Designs sind meine Stärke“, sagt er. „Ich will ansprechende, robuste Räder machen.“ Mit einem Werkstoff, den er nicht importieren muss. Zielgruppe: Kunden im Ausland. In Vietnam motiviert das heiße Wetter, gepaart mit heftigen Schauern, weniger dazu, das Fahrrad als tägliches Verkehrsmittel zur Arbeit zu nutzen. Pham stellt aber fest, dass immerhin die Zahl der Radsportler zunimmt.

Als einer der Pioniere in der Bambusrahmenkonstruktion weltweit gilt der Kalifornier Craig Calfee. Schon 1995 experimentierte er erstmals mit dem Werkstoff, seit 2005 stellt er professionell Bambusräder her und wirbt damit, dass sein aktuelles Modell „steifer als viele Carbonrahmen“ sei. Das ist insofern bemerkenswert, weil Calfee auch einer der Ersten war, die in den 80ern Carbonrahmen entwickelten. Er stattete damit unter anderem den Tour-de-France-Sieger Greg LeMond aus. Dementsprechend teuer verkauft der Kalifornier seine Bambusrahmen: Zwischen 3.000 und 5.000 US-Dollar kosten sie. Basti Gutmann begegnete auf seiner Weltreise auch Calfee – völlig zufällig auf der Suche nach einem Schlafplatz. „Morgen will ich zu diesem Verrückten hier in der Nähe, der Bambusräder baut“, sagte Basti ihm. „Der bin ich“, antwortete Calfee. Gutmann blieb anschließend zwei Wochen bei ihm.

Schnelles Wachstum

Bambus wächst schnell. Manche Arten schießen bis zu 90 Zentimeter am Tag in die Höhe. Nicht ganz so schnell wächst der Nischenmarkt für Bambusräder – aber die Käuferlust scheint geweckt. „Bambus kann an sehr vielen Orten auf der Welt wachsen“, sagt Ingenieur Pham. Es scheint so, als gelte das derzeit auch für das Interesse am Leichtbaustoff der Natur.


Dieser Beitrag stammt aus unserem Unternehmensmagazin „ESSENTIAL“, in dem wir kontinuierlich über Trends und Schwerpunktthemen aus unseren Zielindustrien und -märkten berichten. Weitere Beiträge des Magazins finden Sie hier.

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