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Faber-Castell pink penicls in production
26.11.2020

Kaspar Faber, Mit dem Musterkoffer in die Welt

Die Globalisierung ist kein neues Phänomen. Um 1850 baut ein Geschäftsmann ein weltweites Vertriebsnetz auf, bezieht Rohstoffe aus drei Kontinenten und organisiert Lieferketten. Allerdings: mithilfe von Rentieren. Sein Produkt: Bleistifte.

Als Lothar Faber 1839 die Firma seiner Eltern übernimmt, ist es ein kleines Unternehmen, eine Bleistiftmanufaktur in der fränkischen Kleinstadt Stein, an der Stadtgrenze zu Nürnberg. Wenige Jahrzehnte später hat er sie zu einer Weltfirma gemacht. Im wahrsten Sinne des Wortes. Es ist die Epoche, in der die Arbeiten am Sueskanal beginnen, die britische Königin Viktoria den Thron besteigt und die Dampfmaschine sich nach und nach ihren Platz in der Industrie erobert. Um von Nürnberg ins schweizerische Zürich zu gelangen, ist man hundert Stunden unterwegs. Nach heutigen Maßstäben eine Weltreise.

„Paris, London, New York“

Erster Schritt 1761: Der Schreiner Kaspar Faber macht sich als Bleistiftmacher selbstständig.

Bleistifte sind als Produkt im Kommen, aber die Konkurrenz, vor allem aus England, produziert bessere Qualität als die Handwerksbetriebe, die sich rund um Nürnberg angesiedelt haben. Lothar Faber geht als junger Mann drei Jahre in die Ausbildung nach Paris. „In der großen Weltstadt […] verschaffte ich mir einen Einblick in die ganze merkantile Welt“, notiert er später. Er lernt die internationalen Verflechtungen der Wirtschaft kennen. Und er wird zum Handelsreisenden: Bereits 1843 reist er nach St. Petersburg, den Musterkoffer mit Bleistiften unter dem Arm. Er gründet Vertriebsniederlassungen für das Familienunternehmen im Ausland. Sein Bruder Eberhard Faber wird 1849 nach New York geschickt, es folgen Standorte in London, Paris, Wien und St. Petersburg. Ein „Weltgeschäft“ will Lothar Faber schaffen: „Durch harmonisches Zusammenwirken der gesamten Intelligenz der Häuser in Stein, Paris, London und New York“, schreibt er. Lothar Faber versteht außerdem, dass höhere Verkaufszahlen nur über Qualität kommen können. Also macht er sich auf die Suche nach Rohstoffen. Für das Holz wird Bruder Eberhard 1865 in Zedernwäldern auf Cedar Key fündig, einer Insel vor Florida. In einem Sägewerk wird das Holz zerlegt und nach Deutschland verschifft. Während des Amerikanischen Bürgerkriegs entscheidet sich Eberhard Faber sogar dazu, eine eigene Bleistiftfabrik in Brooklyn zu gründen. Hier werden günstige Stifte produziert, die teuren Stifte weiterhin aus Deutschland importiert.

18-info

Faber-Castell

Portrait of Baron Lothar von Faber,  Faber-Castell Archive

Modernisierer: Baron Lothar von Faber (*1817 †1896) legt den Grundstein zur Weltfirma. ©Faber-Castell Archive

Der Schreinergeselle Kaspar Faber lässt sich 1758 bei Nürnberg nieder, wo bereits einige Bleistifthandwerker ansässig sind, und spezialisiert sich darauf. Der Bedarf nach Schreibgeräten steigt in den kommenden Jahrzehnten stetig, auch aufgrund der Einführung der Schulpflicht. Lothar Faber macht als vierte Generation aus der Manufaktur eine Weltfirma und aus „Faber“ eine Marke. 1898 entsteht durch die Heirat mit dem Adelsgeschlecht „Castell“ der heutige Markenname. Heute macht das Unternehmen knapp 600 Millionen Euro Umsatz und ist mit rund zwei Milliarden Stiften pro Jahr der weltgrößte Hersteller von Bunt- und Bleistiften.

Grafit aus Sibirien

Um dieselbe Zeit entdeckt ein französischer Geschäftsmann in Sibirien Grafitvorkommen von besonderer Qualität. Das bestimmt entscheidend die Qualität der Stifte, denn reiner Grafit ist dunkler im Abstrich und sanfter im Schreiben. Lothar Faber greift zu, finanziert die Mine und sichert sich die exklusiven Rechte. Der Grafit wird in unwirtlicher Gegend gefördert und anschließend von Rentieren Tausende von Meilen durch unwegsames Gelände transportiert, bevor er per Schiff oder Zug nach Deutschland gelangt. Erst 1891 beginnt der Bau der Transsibirischen Eisenbahn. Was aus heutiger Sicht wie ein unglaublich kompliziertes Investment klingt, sichert die Firma Faber vor schwankenden Marktpreisen und erlaubt ungeahnte Qualitätssprünge. Die neuen „sibirischen Stifte“ erobern den Weltmarkt mit ihrem „Höhepunkt an Gleichmäßigkeit, Reinheit und unveränderlicher Härte“, wie es in einem Werbeprospekt heißt.

2017 bestes Jahr: Faber-Castell erreicht mit 667 Millionen Euro Umsatz das bis heute beste Geschäftsjahr seiner Geschichte

Reisen von Neuseeland bis Argentinien

Konsequenterweise hat Lothar Faber im Zuge all dieser Bemühungen beschlossen, den Firmennamen „A.W. Faber“ (nach seinem Großvater Anton Wilhelm) auf die Stifte drucken zu lassen. Das erste Markenschreibgerät ist geboren. Im gleichen Zug entstehen Produktkataloge, Etiketten, Etuis und ein erweitertes Sortiment. Und moderne Produktionsanlagen wie Walzenmühlen, mit denen der Grafit und Farben besonders fein gemahlen werden können. Lothars Bruder Johann Faber, der sich im hohen Alter noch mit einer eigenen Bleistiftfirma selbstständig macht, treibt in den 1880er Jahren die Handelsreisen auf die Spitze und schickt seine Mitarbeiter auf echte Weltreisen: von Ceylon über Australien bis Neuseeland. Nach Südafrika, Argentinien und Ägypten. „In allen Ländern der zivilisierten Welt sind die Pioniere und Reisenden der Firma Johann Faber tätig“, notiert eine Festschrift. Die Weltreisen finden per Schiff statt, es dauert noch ein Jahrzehnt, bevor Otto Lilienthal überhaupt den ersten erfolgreichen Gleitflug unternimmt. Der erste Linienflug über den Atlantik findet erst 1939 statt.

Als Lothars Nachfolger Graf Alexander von Faber-Castell 1909 auf einem Schnelldampfer nach New York reist, ist die Ankunft des modernen Schiffs der örtlichen Presse sogar einen Artikel wert – inklusive der Erwähnung des „Bleistiftkönigs“, wie der Unternehmer genannt wird. Der Grundstein für den Erfolg der Bleistiftmanufaktur aus dem kleinen Ort Stein bei Nürnberg ist da längst gelegt. Heute beschäftigt Faber-Castell rund 8.000 Mitarbeiter, besitzt Fertigungsstätten in zehn und Vertriebsgesellschaften in 22 Ländern. Das Holz stammt inzwischen aus Brasilien, wo das Unternehmen seinen eigenen Wald wachsen und nachwachsen lässt. Klingt modern und global, und ist es auch – genauso wie Lothar Fabers Wirken vor über 150 Jahren. Globalisierung war schon vor dem Flugzeug- und Internetzeitalter möglich. Notfalls eben mit Rentieren.


Dieser Beitrag stammt aus unserem Unternehmensmagazin „ESSENTIAL“, in dem wir kontinuierlich über Trends und Schwerpunktthemen aus unseren Zielindustrien und –märkten berichten. Weitere Beiträge des Magazins finden Sie hier.

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