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Porträt von Dr. Bilguun Bayarmagnai.
07.06.2022

„Der Handprint ist für uns wichtig und integral“

Nachhaltigkeit ist Trumpf. Das begreifen immer mehr Unternehmen. Doch wie beschreitet man den Pfad zur Klimaneutralität am sinnvollsten? Wir sprechen mit Dr. Bilguun Bayarmagnai, Head of Corporate Sustainability, über den zielstrebigen Weg der Freudenberg Gruppe.

Dr. Bilguun Bayarmagnai, was verbinden Sie ganz persönlich mit Nachhaltigkeit?

Dr. Bilguun Bayarmagnai: Verantwortlich leben. Es geht um einen bewussten und wohlüberlegten Umgang mit unseren Ressourcen. Gerade als Familienvater ist es mir wichtig, gerecht gegenüber den kommenden Generationen zu sein. Das bedeutet auch Verzicht.

Woran denken Sie dabei?

Stärker auf saisonale Lebensmittel zurückzugreifen. Weniger Fleisch zu essen. Aber auch reparieren, anstatt wegzuwerfen. Meine Kinder übernehmen Kleidung von ihren Cousins, und wir leihen uns Bücher in der Bücherei aus. Man muss nicht alles besitzen und neu kaufen. Wenn schon etwas produziert ist, dann sollten wir es maximal nutzen.

Wie begegnen Sie als Chemiker der Nachhaltigkeit?

Sie fasziniert mich. Ich verbinde mit ihr Innovation und Effizienz. Bei meiner Promotion habe ich mich mit der Entwicklung nachhaltiger Methoden zur Herstellung wirkstoffähnlicher Substrate befasst. Ich beschäftigte mich mit einem Fluorkohlenwasserstoffgas. Es entsteht in der Teflonproduktion als umständlich zu entsorgendes Abfallprodukt und ist 14.000 Mal klimaschädlicher als CO2. Wie geht man nun mit einem solchen Beiprodukt sinnvoll um? Indem man das Gas bindet und damit umwandelt. Aus einem klimaschädlichen Abfallprodukt wird so zum Beispiel ein wertvoller Wirkstoff.

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Dr. Bilguun Bayarmagnai

Der promovierte Chemiker kam 1988 in der Mongolei zur Welt. Als Jugendlicher begleitete er seine Mutter zu deren Studium nach Deutschland und fand hier eine neue Heimat.

Nach seiner Promotion und einem Forschungsaufenthalt am CaRLa – Catalysis Research Laboratory in Heidelberg wechselte er zu Freudenberg. Seit 2020 ist Bayarmagnai Head of Corporate Sustainability der Freudenberg Gruppe und koordiniert als Strategic Guide das Nachhaltigkeitsprojekt „Sustainability drives Climate Action“ für alle elf Geschäftsgruppen.

Welche Rolle spielen die Wissenschaft und das Ingenieurwesen, um Ressourceneffizienz und die Klimaschutzziele zu erreichen?

CO2-Neutralität können wir meines Erachtens nicht ohne technologische Innovationen erreichen. Die Wissenschaft hat die Aufgabe, Wissen zu generieren, das die Fachleute in den Unternehmen in innovative Produkte überführen. Um die Zukunftsaufgaben zu lösen, ist das Zusammenspiel der beiden entscheidend.

Welche Aufgaben haben Sie im Sinn?

Die Reduzierung der CO2- und Methan-Emissionen in der Landwirtschaft. Eine noch effizientere Stromerzeugung aus Sonne, Wind- und Wasserkraft. Auch grünen Wasserstoff und die Elektromobilität. Im Transportwesen entfallen 47 Prozent der CO2-Emissionen auf Pkw, 30 Prozent auf Lkw. E-Fahrzeuge werden einen positiven Effekt haben, auch unter Einsatz von Brennstoffzellen, vorausgesetzt, der Strom und der Wasserstoff werden mithilfe von erneuerbaren Energien erzeugt. Die Technologien stehen bereit, wir müssen sie beherzt ergreifen. Wir dürfen nicht warten, bis noch bessere verfügbar sind. Das wäre angesichts des vielfach belegten Klimawandels ein Risiko für unseren Planeten.

Ressourceneffizienz: Wenn bei Freudenberg von Nachhaltigkeit die Rede ist, dann liegt der Fokus auf Ressourceneffizienz in Energie und Material.

Nachhaltigkeit ist längst in der Ökonomie angekommen. War sie aber nicht immer schon eine Triebfeder für Unternehmen, oder sehen Sie heute eine neue Qualität?

Ich gehe davon aus, dass die meisten Unternehmen verantwortungsbewusst handeln. Ich habe aber tatsächlich den Eindruck, dass Nachhaltigkeit in den letzten Jahren nochmals bedeutender geworden ist. Die Erde erwärmt sich. Der Klimawandel wird dringlicher. Die Erwartung der Öffentlichkeit, klimafreundlich zu agieren, ist größer geworden. Sie konfrontiert die Unternehmen damit direkt.

Warum ist Freudenberg Nachhaltigkeit so wichtig?

Weil es das schon immer war. Auch wenn der Begriff neu sein mag, so ist Nachhaltigkeit ein integraler Bestandteil unseres Handelns. Unsere Grundsätze und Werte betonen die Wichtigkeit, Verantwortung für die Gesellschaft zu übernehmen.

Was versteht Freudenberg konkret unter Nachhaltigkeit?

Ressourceneffizienz in Energie und Material. Nachhaltigkeit ist bei uns stark vom Brundlandt-Report der UN aus dem Jahr 1987 geprägt. Es geht darum, sich gegenüber den nächsten Generationen ressourcengerecht zu verhalten. Auf dieser Basis haben wir 2015 für all unsere Geschäftsgruppen ein gemeinsames Verständnis von Nachhaltigkeit geschaffen. In unserer Strategie gibt es zwei zentrale Dimensionen: erstens unseren Ressourceneinsatz zu minimieren, also den Footprint. Zweitens durch unsere Produkte die Ressourceneffizienz bei unseren Kunden zu maximieren, also den Handprint.

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Die Technologien stehen bereit, wir müssen sie beherzt ergreifen. Wir dürfen nicht warten, bis noch bessere verfügbar sind.

Wie sieht der Weg der Freudenberg Gruppe zur CO2-Neutralität aus?

Bis 2025 wollen wir unseren CO2-Ausstoß bezogen auf den Umsatz um 25 Prozent senken. 2045 wollen wir als gesamte Freudenberg Gruppe CO2-neutral sein. Um das zu erreichen, haben wir in den letzten zwei Jahren verschiedene Instrumente betrachtet, analysiert und dann unseren Weg festgelegt. Unser Programm „Sustainability drives Climate Action“ basiert auf vier Schritten: Reduktion, Elektrifizierung, Grünstrom und Kompensation.

Wie haben wir uns diese genau vorzustellen?

Wir reduzieren erstens unseren Energieverbrauch und unsere CO2-Emissionen, indem wir unsere Effizienz steigern. Daneben wollen wir unsere Technologien elektrifizieren und so unsere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern minimieren. Am liebsten mit Grünstrom, den wir entweder selbst erzeugen oder einkaufen. Für alles, was dann noch zur Klimaneutralität fehlt, greifen wir auf Kompensation zurück. Momentan liegt unser Fokus auf den ersten drei Schritten, denn sie haben wir selbst in der Hand.

Grünstrom: Die Elektrifizierung ihrer Technologien ist für Freudenberg ein wesentlicher Stellhebel, um den CO2-Ausstoß zu senken. Am besten natürlich mit Grünstrom.

Wie gelingt es Freudenberg, energieeffizienter zu werden?

Unser Projekt Bee steht für „Be Energy Efficient“. In ihm analysieren viele Teams unsere Standorte ganzheitlich. Dabei stellen sie sich immer die Frage, was ist der maximale Level an Energieeffizienz, den ein Standort erreichen kann. Aus der Analyse resultiert eine To-do-Liste mit Maßnahmen, um dieses Level zu erreichen. Schnelle Effekte erzielen wir etwa durch Shutdown-Management bei Maschinen und Wärmerückgewinnung. Gleiches gilt, wenn wir unsere zahlreichen Druckluftkompressoren entweder effizienter nutzen oder effizientere Geräte erwerben, die besser zu unseren heutigen Anforderungen passen. Mit Bee hinterfragen unsere Standorte ihren Maschineneinsatz und Energieverbrauch. Wir sehen hier ein Einsparpotenzial von durchschnittlich 25 Prozent.

Wie verläuft die Elektrifizierung?

Wir schauen, welche Technologien in unserer Produktion fossile Energieträger nutzen, und prüfen, ob es für sie elektrische Alternativen gibt. Wobei elektrifizieren nur dann Sinn macht, wenn Grünstrom verfügbar ist. Prozesse, bei denen Flammen in der Produktion zum Einsatz kommen, lassen sich nur schwer elektrifizieren. Dann müssen wir Alternativen finden.

Welche wären das?

Indem wir bei der Technologie bleiben, aber die effizientesten Maschinen einsetzen. Oder indem wir Prozesse optimieren. Nehmen Sie die thermischen Nachverbrenner. Sie verbrennen am Ende eines Prozesses chemische Lösungsmittel und deren Gase. Wenn wir den Prozess dahingehend entwickeln, dass wir überhaupt keine Lösungsmittel einsetzen, dann brauchen wir auch keinen Nachverbrenner.

Bleibt noch der Grünstrom.

Hier behält ein Team die Verfügbarkeit in den einzelnen Märkten im Blick und macht Vorschläge, wie wir agieren sollen. Ein probates Mittel sind bilaterale Langzeitverträge mit Grünstromanbietern. Durch die von uns garantierte Abnahmemenge versetzen wir sie in die Lage, mehr in ihren Ausbau zu investieren.

Verfolgen alle Geschäftsgruppen von Freudenberg den gleichen Weg zur Klimaneutralität?

Für alle gilt der Vier-Punkte-Plan. Alle sind daran gebunden, den Einsatz fossiler Energieträger in der Produktion zu minimieren und grüne Energie zu nutzen. Allerdings unterscheiden sich die eingesetzten Energieformen und -mengen von Gruppe zu Gruppe beträchtlich, da sie auf unterschiedliche Produktionsprozesse angewiesen sind. Deshalb überlassen wir es ihnen, ihr Tempo und ihren Weg zu definieren.

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Nicht überall ist Grünstrom gleichermaßen verfügbar. Es gibt nicht einmal überall einen CO2-Preis. Das berücksichtigen wir in unserer Strategie und nehmen Einfluss.

Die Politik setzt nicht überall die gleichen Maßstäbe und Anreize beim Klimaschutz. Wie wirkt Freudenberg dem mit den weltweit mehr als 200 Produktionsstandorten entgegen?

Nicht überall ist Grünstrom gleichermaßen verfügbar. Es gibt noch nicht einmal überall einen CO2-Preis. Das berücksichtigen wir in unserer Strategie und nehmen Einfluss. Wie? Indem wir dort, wo es keinen CO2-Preis gibt, intern aktuell 25 Euro pro ausgestoßener Tonne CO2 berechnen. So kann die Energieersparnis die Investitionssumme für grüne Technologie schneller amortisieren. Nachhaltige Investitionen rechnen sich für unsere Standorte somit auch dort, wo ein CO2-Preis fehlt.

Ziele sind das eine, deren Erreichung zu belegen das andere. Wie geht Freudenberg hierbei vor?

Es ist unerlässlich, unsere Fortschritte nachvollziehbar zu messen und sichtbar zu machen. Das ist für unsere Glaubwürdigkeit wichtig und dient der internen Kontrolle. Denn nur so sehen wir, ob wir die richtige Geschwindigkeit haben und unser Ziel im Blick behalten. Unsere Standorte werden durch unsere Maßnahmen effizienter, und das wollen wir belegen. Dabei setzen wir seit diesem Jahr auf ein neues Tool zum Nachhaltigkeitsreporting, um unsere Kennzahlen dann von externen Auditoren prüfen und bestätigen zu lassen.

Was erwarten die Kunden in puncto Nachhaltigkeit von den Geschäftsgruppen?

Die Kundenanforderungen sind in den letzten Jahren quantitativ und qualitativ gestiegen. Das zeigt sich schon bei Vergabeprozessen, in denen man erst berücksichtigt wird, wenn gewisse Nachhaltigkeitskriterien erfüllt sind. Allein deshalb ist es wichtig, eine eigene Strategie und ein Reportingtool mit belegbaren Daten zu besitzen. Die teilweise sehr konkreten Anforderungen an uns reichen vom Einkauf erneuerbarer Energie über den Anteil recycelter Materialien bis zur Abfalleinsparung. Von Interesse ist auch, wie groß der CO2-Rucksack unserer Produkte über den gesamten Lebenszyklus ist. Letztlich variieren die Ansprüche von Kunde zu Kunde und von Markt zu Markt. Wo die Endkundenerwartung am höchsten ist, gibt es die meisten Vorgaben und Nachfragen.

Wie erzielt Freudenberg Handprinteffekte für die Kunden?

Zunächst ist der Handprint ein wichtiger und integraler Bestandteil unserer Produktentwicklung. Wir fragen uns bei jedem Produkt, wie wir dessen Handprint maximieren können. So stellen wir sicher, dass wir Nachhaltigkeit ganzheitlich und vor allem kundenorientiert betrachten. Das zeigt sich bei den Dichtungs- und Kompressorenlösungen, die eine unserer Gruppen entwickelt. Mit ihnen lassen sich Methanemissionen signifikant reduzieren. Die Einsparpotenziale liegen bei mehreren Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten. Eine andere Gruppe recycelt jährlich mehrere Milliarden PET-Flaschen und spart dabei rund 150 Kilotonnen CO2 ein. Freudenberg Sealing Technologies geht mit sehr gutem Beispiel voran, indem bei allen Produkten der Fokus auf Reduktionen von Reibung, CO2, Größe und Gewicht gelegt wird. Das honorieren unsere Kunden.


Dieser Beitrag stammt aus unserem Unternehmensmagazin „ESSENTIAL“, in dem wir kontinuierlich über Trends und Schwerpunktthemen aus unseren Zielindustrien und -märkten berichten. Weitere Beiträge des Magazins finden Sie hier.

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