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tiny homes
22.06.2021

Tiny House, große Wirkung

Dreißig Meilen östlich des nordamerikanischen Hauptsitzes von Freudenberg Sealing Technologies in Plymouth liegt die amerikanische Metropole Detroit. Dort geht eine Institution neue Wege, um Obdachlosen und Niedrigverdienern zu Wohneigentum zu verhelfen. Der Ansatz fördert Nachhaltigkeit auf sozialer Ebene und zeigt dabei, wie kreativ man mit einer knappen Ressource wie Wohnraum umgehen kann.

In einer eher heruntergekommenen Ecke von Detroit, versteckt zwischen dem Lodge Freeway und der Woodrow Wilson Street, findet sich eine Ansammlung von Tiny Houses. Mit einer Größe von maximal 37 Quadratmetern sind diese Häuser für amerikanische Verhältnisse klein. Doch was ihnen an Größe fehlt, das machen sie mit cleverer Architektur wett. Darüber hinaus lässt ihr beispielloses Mietkaufmodell aufhorchen, das ihre Bewohner in nur sieben Jahren von Mietern zu Eigenheimbesitzern macht. Neunzehn kleine Schmuckstücke zieren bereits das Stadtviertel namens „Cass Community Tiny Homes Neighborhood“. Weitere sechs werden in diesem Sommer hinzukommen. Jedes der winzigen Häuschen ist eine einzigartige Mischung aus architektonischen Stilen, Baumaterialien und Farben. Trotz ihrer geringen Ausmaße verfügen die voll ausgestatteten Häuser über eine Küche, ein Bad, ein Schlafzimmer und eine Sitzecke. Zudem gibt es überdachte Sonnenterrassen, um den Wohnraum zu erweitern, und in jeder erdenklichen Ecke findet sich Stauraum. Darüber hinaus lassen Spitzgiebeldecken sie größer wirken.

Keines gleicht dem anderen: Jedes Tiny House hat seinen eigenen Stil.

Die Wohnhäuser folgen nachhaltigen Ansätzen. Solarpanels erzeugen die notwendige Energie. Mittels Regenwasserauffangsystemen lässt sich das Wasser recyceln. Türen, Fenster und Isolierung verfügen über Top-Energiewerte. Hocheffiziente Klimaanlagen halten sie im Sommer kühl. Und die Tiny Houses fördern Nachhaltigkeit auf einer noch ganz anderen Ebene: Sie helfen Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben, sich langfristig wieder in diese zu integrieren.

Obdachlos in einer Stadt voller Wohnhäuser

Ein kürzlich erschienener Bericht des Ministeriums für Wohnungsbau und Stadtentwicklung der Vereinigten Staaten („U.S. Housing and Urban Development“) besagt, dass in Detroit mehr als 1.500 Menschen obdachlos sind, darunter Senioren, Menschen mit Beeinträchtigung, Veteranen und Jugendliche. Über 220.000 der 675.000 Einwohner der Stadt gelten als einkommensschwach. Reverend Faith Fowler kennt die Armutsspirale, die die Menschen immer weiter herabzieht. Sie ist die Geschäftsführerin der Agentur „Cass Community Social Services“, kurz „CCSS“. CCSS bietet den Obdachlosen und Armen der Stadt seit Jahrzehnten temporäre Unterkünfte, Mahlzeiten, Zugang zu medizinischer Versorgung und Jobtraining. Trotz dieser wichtigen Unterstützung erkannte Fowler, dass es noch mehr zu tun gab. „Obdachlosen und einkommensschwachen Menschen fehlt es an Vermögenswerten – zum Beispiel an einem Zuhause, einem Auto und Besitztümern“, so Fowler. „Ohne diese Vermögenswerte erhalten sie keinen Kredit und können keine Hypothek aufnehmen. Wir haben den Leuten zwar geholfen zu überleben, aber wir haben ihnen nicht geholfen, im Leben voranzukommen."

Da sie die Einkommen der ärmsten Menschen der Stadt nicht erhöhen konnten, begannen Fowler und CCSS, Mittel und Wege zu finden, um deren Möglichkeiten zu verbessern. So konzentrierten sie sich auf Wohneigentum. „Wir wollten sie aus der Tretmühle der Mietzahlungen herausholen“, sagte Fowler. Einst war Detroit als Stadt der schönen Einfamilienhäuser bekannt. Als die Stadt 2013 Konkurs anmeldete, waren ganze Stadtviertel heruntergekommen, mehr als zehntausend Häuser standen leer und vergammelten. Trotz der Renaissance, die das Stadtzentrum derzeit erlebt, profitieren die Randgebiete der Stadt kaum von Wiederbelebung und Investitionen. Erschwinglicher Wohnraum für die Ärmsten ist eine ständige Herausforderung. Aber eine, die Fowler, CCSS und eine ganze Schar von Freiwilligen annehmen - und zwar Tiny House für Tiny House.

18-info

Tiny Houses in den USA

tiny homes

Getrieben von der Notwendigkeit, von der Bequemlichkeit oder von beiden, haben Menschen im Laufe der Geschichte auf sehr kleinem Raum gelebt. Hier einige Beispiele:

  • Während der Großen Depression in den 1930er Jahren entstanden überall in den USA "Zelt- und Hüttenstädte".
  • Regierungen und Behörden nutzen winzige Bauwerke, um Menschen unterzubringen, die von Naturkatastrophen betroffen sind. 
  • Dörfer mit Tiny Houses wurden in Städten im ganzen Land entwickelt, um einkommensschwachen und armen Menschen eine temporäre Unterkunft zu bieten. 
  • Zudem sind Tiny Houses zu einer populären Bewegung geworden und bieten einer Generation von Menschen, die von der Idee "weniger ist mehr" inspiriert sind und den Trend zu riesigen Häusern ablehnen, kreative Wohnräume.

Tiny Houses, eine große Idee

Fowlers persönliches Interesse an der Tiny-House-Bewegung fiel mit dem Vorstoß der Agentur zusammen, ein Programm zu entwickeln, mit dem sie den Armutskreislauf in Detroit durchbrechen wollte. Im Gegensatz zu anderen Tiny House Communities wollte Fowler jedoch erreichen, dass Wohneigentum ein Teil des Pakets ist. „Wir sind das erste Programm im Land, das erschwinglichen Wohnraum mit Wohneigentum für Obdachlose und Personen mit geringem Einkommen verbindet“, so Fowler. „Es gab in Detroit schlichtweg nicht genug bezahlbare Unterkünfte für die Armen. Selbst wenn sie einen Job oder eine Einkommensquelle hatten, waren sie nicht kreditwürdig. Da sie keinen Zugang zu Ressourcen hatten, wurden arme Menschen aus den Nachbarschaften ausgegrenzt. Wenn man ausgegrenzt wird, kommt das einer Stigmatisierung gleich. Die von CCSS geschaffenen Tiny Homes sollten ein Wohnviertel entstehen lassen, die Gegend erneuern und das Stigma beenden.“

Einmalige Chance: Die Mieter der kleinen Häuser können in sieben Jahren zu deren Eigentümern werden.

Als Fowler und CCSS 2016 das Tiny Homes Programm vorstellten, stieß es auf breite Unterstützung. Das CCSS-Konzept war einzigartig: Anstatt temporäre Unterkünfte für Obdachlose und Menschen mit geringem Einkommen zu bauen, schafft die Agentur nun mit dem innovativen Mietkaufansatz Häuser und Hauseigentümer.

Häuser bauen, auf sich aufmerksam machen

Jedes Tiny House in dem Stadtviertel wurde zum Preis von etwa acht Euro pro Quadratmeter (ein Dollar pro Squarefoot) vermietet – womit kein Haus mehr als etwa 330 Euro (400 Dollar) im Monat kosten würde. Die Mieter wurden basierend auf deren Hintergrund und Engagement für das Programm ausgewählt. Sie mussten eine Einnahmequelle nachweisen, um ihre Miete und Rechnungen zu bezahlen. Sie sind verpflichtet, an monatlichen Kursen zur Instandhaltung des Hauses und zur Haushaltsführung teilnehmen. Sie müssen der neuen Hausbesitzervereinigung der Nachbarschaft beitreten und deren Regeln befolgen. Einmal im Monat müssen sie ehrenamtlich für CCSS arbeiten, sich in die Nachbarschaft integrieren und ihren Mitbewohnern wenn möglich Hilfe und Unterstützung anbieten. Wer diese Maßgaben sieben Jahre lang erfüllt hat wird vom Tiny-House-Mieter zum Hauseigentümer. Das Grundstück und das Haus werden urkundlich übertragen. So erhalten die frisch gebackenen Hausbesitzenden sowohl einen wertvollen Vermögenswert als auch das Vehikel, der Armut zu entkommen. Fowler und CCSS-Freiwillige stellten die Idee bei Firmen, Kirchen und anderen Organisationen vor, um Geld für den Bau zu sammeln. Unternehmen, gemeinnützige Stiftungen, Schulen, Bauunternehmen und Einzelpersonen wie der Musiker Jon Bon Jovi haben Geld, Materialien, Einrichtungsgegenstände und Helfer zur Verfügung gestellt, um das Programm in die Tat umzusetzen. Professionelle Handwerker legten die Fundamente, zogen die Rohbauten in die Höhe, installierten Sanitäranlagen und Elektrik. Alles andere erledigten Freiwillige.

Ein international beachtetes Programm

Als Jeffrey Hayes in Detroit landete, war er nicht auf der Suche nach einem Haus, er hatte seine eigene Mission. Er war bei Pflegeeltern aufgewachsen und hatte danach „sehr lange“ obdachlos auf den Straßen von Philadelphia gelebt. Als er erfuhr, dass seine leibliche Mutter und sein Bruder in Detroit lebten, reiste Hayes in die Motor City - nur um festzustellen, dass seine Mutter gestorben und sein Bruder an Krebs erkrankt war. Er benötigte einen Plan, der ihn nicht wieder zurück auf die Straße bringen würde. Hayes lebte zunächst bei seinem Bruder und fand Arbeit als Lagerist. Er hörte von dem „Cass Community Tiny Homes Programm“ und stellte einen Antrag. Als sich seine Wohnsituation zuspitzte erhielt er von der CCSS eine Bewilligung für ein Tiny Home. 2017 zog er in das Haus ein und lebt seitdem dort. Hayes hat davor noch nie ein Haus besessen, hatte noch nicht einmal von dieser Möglichkeit geträumt. Jetzt, da er in drei Jahren Hauseigentümer sein wird, kann er Gott, CCSS und seinen Nachbarn nicht oft genug danken.

42-quote

Ich habe ein eigenes Haus, in dem ich leben kann, und ich wohne in der Nähe von CCSS, wo es Mahlzeiten, ein Fitnessstudio und eine medizinische Versorgung gibt.

Jeffrey Hayes, Bewohner der Cass Community Tiny Homes Neighborhood

„Dieses Programm ist ein Zeugnis für die Güte und Gnade Gottes und von Reverend Fowler“, sagte Hayes. „Ich habe ein eigenes Haus, in dem ich leben kann, und ich wohne in der Nähe von CCSS, wo es Mahlzeiten, ein Fitnessstudio und eine medizinische Versorgung gibt. Ich muss keine Gasrechnung bezahlen, das Solarmodul deckt meinen Strombedarf. Ich lebe in einer Gemeinschaft und mache sogar den Sicherheitsdienst für all die Tiny Homes. Ich bin so unglaublich gesegnet und möchte auf jede erdenkliche Weise etwas zurückgeben.“ Das besondere Programm hat sich in der Zwischenzeit herumgesprochen. Seit der Gründung sind Tausende von Besuchern durch das Viertel gefahren, darunter viele Vertreter anderer Agenturen, anderer Städte und sogar anderer Länder. Fowler wird regelmäßig gebeten, Vorträge über die Tiny Houses zu halten und den Prozess zu erläutern, mit dem sie und CCSS das Programm zum Erfolg geführt haben. Mehrere Städte im ganzen Land haben bereits ähnliche Programme ins Leben gerufen, die das Ziel von Wohneigentum für die Armen als ihre Vision des sozialen Wandels übernehmen. Fowler ist fest davon überzeugt, dass der Ausstieg aus der Armut mit ihrem Ansatz leichter fällt.


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