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Zwei Männer schauen sich Kompressoren in einer Fabrik an.
24.05.2022

Nichts unversucht lassen

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Weg von fossiler Energie, und das so schnell, wie es wirtschaftlich zu realisieren ist. Im Werk Oberwihl, am südlichen Rand des Schwarzwalds, zeigt Freudenberg Sealing Technologies, dass das möglich ist, aber dafür viele Hebel gleichzeitig gestellt werden müssen.

Klirrende Kälte bei strahlend blauem Himmel, der Blick reicht bis in die Alpen. Im Januar 2022 liegt eine Handbreit Schnee auf den Feldern, weniger als üblich, aber immerhin. Der Produktionsstandort am Ortsrand von Oberwihl, gelegen auf 700 Metern Höhe, ist eingebettet in die schönste Natur, die der südliche Schwarzwald zu bieten hat. Doch auch wenn Hans Bruno Hänle als passionierter Langläufer diese Schönheit zu genießen vermag: Dass er die Klimabilanz des Werks, in dem Freudenberg Sealing Technologies mehr als eine Milliarde O-Ringe pro Jahr produziert, verbessern will, ist mitnichten eine persönliche Angelegenheit. Hänle, kaufmännischer Leiter der Division O-Ringe, sieht Klimaschutzmaßnahmen vielmehr als Investition in die eigene Zukunftsfähigkeit. „Wir merken, dass immer mehr unserer Kunden klimaneutrale Produkte anbieten wollen. Deshalb müssen wir selbst uns auch bewegen, dies aber so tun, dass wir auch wirtschaftlich nachhaltig arbeiten.“

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Wir merken, dass immer mehr unserer Kunden klimaneutrale Produkte anbieten wollen. Deshalb müssen wir selbst uns auch bewegen, dies aber so tun, dass wir auch wirtschaftlich nachhaltig arbeiten.

Sieht Klimaschutz als Investition in Zukunftsfähigkeit: Hans Bruno Hänle.

Den Grundstein für die aktuellen Maßnahmen legte eine Werkserweiterung im Jahr 2015, die einem Teilneubau gleichkam. Die Energieeffizienz stieg dabei deutlich, unter anderem dadurch, dass die Gebäudeklimatisierung mit einer Wärmerückgewinnung ausgestattet wurde. Anschließend installierten die Oberwihler im kompletten Werk ein Energiemonitoring-System, mit dem der Energieverbrauch für einzelne Fertigungsabschnitte genau erfasst (siehe ESSENTIAL 1/2018) und die maximale Last begrenzt werden konnte. Die Vorarbeit sollte belohnt werden: Als in der Freudenberg Gruppe im Jahr 2019 weltweit zwei Werke gesucht wurden, um neue Wege in Richtung Klimaneutralität zu suchen, stand Oberwihl ganz oben auf der Liste. Zu dieser Zeit betrug der jährliche Energieverbrauch des Werks rund zehn Gigawattstunden, von denen 82 Prozent aus dem Strombezug und der Rest aus dem bereits gesenkten Heizölverbrauch resultierten. Der durch den Energieeinkauf verursachte CO2-Ausstoß betrug 4.500 Tonnen pro Jahr. Um diesen Wert einzuordnen: Er entspricht der durchschnittlichen jährlichen CO2-Emission von rund 500 Bundesbürgern. Mithilfe eines professionellen Energiedienstleisters, der zur Bosch-Gruppe gehört, identifizierte das Werksmanagement zunächst alle Möglichkeiten, den Standort klimaneutral zu machen, wobei eine Ausgangsvoraussetzung galt: Es sollte sich um echte Einsparungen handeln, bloße Kompensation durch Ausgleichszahlungen gehörte nicht zu den erwogenen Maßnahmen. „Da waren auch verrückte Ideen dabei“, erläutert Dr. Rainer Weiss, der nicht nur für die Sicherheit der Mitarbeitenden, sondern auch für alle anderen Nachhaltigkeitsmaßnahmen am Standort verantwortlich ist. Zum Beispiel rechneten die Experten vor, dass man den kompletten Strombezug auf Photovoltaik umstellen könnte – wenn man in der Umgebung des Werks Solaranlagen auf einer Fläche von fünf Fußballfeldern aufstellen würde.

Energie sparen bleibt wichtig

Nachdem die Möglichkeiten auf dem Tisch lagen, musste zunächst die erste Corona-Welle gemeistert werden. Doch lang aufhalten ließen sich Hänle und Weiss nicht: Mit deutlich konkreteren Vorgaben, die auch Investitionssummen und Amortisationszeiträume umfassten, ging ein zweiter Energiedienstleister ins Rennen. Im Frühjahr 2021 lagen konkrete, realisierbare Vorschläge auf dem Tisch. Im Kern lassen sich diese in drei Teilbereiche gliedern: erstens die Energieeffizienz weiter zu steigern, zweitens die Wärmeenergie so weit als möglich ohne fossiles Heizöl bereitzustellen und drittens so viel Grünstrom dezentral zu erzeugen, wie es wirtschaftlich sinnvoll ist.

Zwei Männer schauen sich Kompressoren in einer Fabrik an.

Dass die Energieeffizienz in der Produktion längst nicht ausgereizt ist, erläutert der Techniker Günter Kaiser am Beispiel eines Walzwerks, wo aus dem Elastomer-Grundstoff jenes dünne „Fell“ wird, das die Grundlage für die Weiterverarbeitung zu Dichtringen bildet: „Das ist wie bei einer Nudelmaschine: Wenn man am Anfang die Masse hineingibt, benötigt die Maschine sehr viel Kraft. Später, wenn das Fell erneut gewalzt wird, nimmt die benötigte Leistung mit jedem Durchgang ab.“ Bislang kommen in solchen Walzwerken – wie in vielen anderen Maschinen – hydraulische Antriebe zum Einsatz, die stets die maximale Leistung fahren. Durch die Umstellung auf regelbare servo-hydraulische Antriebe kann ein erheblicher Anteil der Antriebsleistung eingespart werden. Wie viel genau, will Kaiser in den nächsten Monaten ermitteln, um damit die Basis für eine Investitionsentscheidung zu legen. An vielen anderen Stellen sieht es ähnlich aus: So wird die Abwärme, die aus der Maschinenkühlung resultiert, derzeit noch nicht genutzt. Und die großen Datenmengen, die aus der permanenten Überwachung der Gebäudetechnik resultieren, könnten perspektivisch mithilfe von künstlicher Intelligenz ausgewertet werden, um Anomalien schneller zu erkennen.

Neue Wärme- und Stromquellen

In Oberwihl werden alle Maschinen – auch die für die nachträgliche Wärmebehandlung erforderlichen Öfen – elektrisch beheizt. Doch die Gebäudeheizung basiert weiterhin auf fossilem Öl. Mit dem Schwarzwald vor der Haustür liegt die Lösung buchstäblich nahe: Holzhackschnitzel, wie sie in der holzverarbeitenden Industrie ohnehin anfallen, bilden den Brennstoff für zwei neue Heizkessel. Mit einer automatischen Befüllung versehen, erzeugen diese mehr als 600 Kilowatt Wärmeleistung. Der Bauantrag für das Kesselhaus ist bereits gestellt, Anfang 2023 sollen die Kessel in Betrieb gehen. Die per Holz erzeugte Wärmeleistung könnte noch weiter steigen, wenn die Anlage um ein kleines Blockheizkraftwerk ergänzt würde. „Dann ließe sich der aktuelle Heizölverbrauch um bis zu 96 Prozent verringern“, rechnet Weiss vor.

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Wärmeenergie so weit als möglich ohne fossiles Heizöl.

Die Umstellung auf regenerativ erzeugten Strom ist einerseits einfacher, andererseits auch schwieriger. Einfacher, weil der Strom für alle Werke in Deutschland von Freudenberg zentral beschafft wird und so eine schnelle Umstellung aufgrund des großen Einkaufsvolumens wirtschaftlicher ist. Komplizierter wird es, weil der Anspruch der Oberwihler besteht, zumindest einen Teil des benötigten Stroms auf dem Werksgelände selbst zu produzieren. Der Plan, den kompletten Parkplatz für Mitarbeitende mit Solarflächen zu überziehen, ruht jedoch vorerst. Denn aufgrund des Schneereichtums in der Region kommen einfache Stelzen nicht infrage, es müsste eine Stahlbauhalle her. Dadurch amortisiert sich die Gesamtanlage jedoch – zumindest mit den aktuellen Lieferbedingungen für Stahl und Baudienstleistungen – auch über einen langen Abschreibungszeitraum nicht. „Wir prüfen jetzt, was wir auf den Gebäudedächern realisieren können“, erläutert Kaufmann Hänle. Dabei sind allerdings Abluftanlagen und Lichtluken im Weg, ganz einfach wird auch das nicht. Nichts unversucht zu lassen, dabei aber immer alle Aspekte von Nachhaltigkeit, auch die ökonomischen, im Blick zu haben, das ist ihm wichtig. Damit tragen er und seine Kollegen dazu bei, dass sich der Schwarzwald auch künftig im Januar in eine Schneedecke hüllt.

Der Weg zur Klimaneutralität: Von der Analyse des Energieeinsatzes in der Produktion bis hin zur Reduktion fossiler Brennstoffe werden alle Maßnahmen am Standort in Oberwihl anhand regionaler Gegebenheiten getroffen.

Dieser Beitrag stammt aus unserem Unternehmensmagazin „ESSENTIAL“, in dem wir kontinuierlich über Trends und Schwerpunktthemen aus unseren Zielindustrien und -märkten berichten. Weitere Beiträge des Magazins finden Sie hier.

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