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Dr. Ernst Osen im Gespräch
10.12.2019

Im Interview: An die Fakten halten

In der emotional geführten Debatte um Mikroplastik und Vermüllung der Meere plädiert Dr. Ernst Osen in ESSENTIAL für eine nüchterne Bilanzierung. Als Leiter der weltweiten Werkstofftechnik bei Freudenberg Sealing Technologies treibt er Entwicklung und Einsatz umweltfreundlicher Materialien voran. In vielen technischen Anwendungen, so der Experte, bieten Kunststoffe die beste Ökobilanz.

Selbst auf treibenden Eisschollen in der Arktis haben Forscher schon Mikroplastik gefunden. Wundert Sie da das schlechte Image, das Kunststoffe haben?

Natürlich sollten Kunststoffe nicht in die Umwelt oder gar in die Nahrungskette gelangen. Wir sollten uns bei der Debatte um Kunststoffe aber an die Fakten halten. Eine aktuelle Studie des Fraunhofer-­Instituts für Umwelt­, Sicherheits­ und Ener­gietechnik zeigt: Fast 90 Prozent des Mikroplastiks entstehen in der Nutzungsphase. Bezieht man Elastomere in diese Betrachtung ein, ist der größte Verursacher in Deutschland der Reifenabrieb. Umgerechnet erzeugt ein Auto durchschnittlich rund ein bis 1,5 Kilogramm Mikroplastik innerhalb eines Jahres. Ursache ist die – aus Sicherheitsgründen ja erwünschte – Reibung zwischen Fahrbahn und Reifen.

Rund die Hälfte des gesamten Mikroplastiks stammt aus Elastomeren – der Werkstoffgruppe, die bei Freudenberg Sealing Technologies verarbeitet wird.

Stimmt. Deshalb sehen wir uns auch in der Verantwortung. Man kann allerdings festhalten, dass es bei unseren Produkten – Dichtungen vor allem – äußerst unwahrscheinlich ist, dass Abrieb in die Umwelt gelangt. Erstens konstruieren wir unsere Dichtungen so reibungsarm, das auch bei langer Gebrauchsdauer kaum Abrieb entsteht – und wenn doch, bleibt dieser im Ölkreislauf des Fahrzeugs oder der Maschine.

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Kunststoffe sind der Werkstoff des 21. Jahrhunderts.

Dr. Ernst Osen, Leiter Werkstofftechnik Freudenberg Sealing Technologies

In den Weltmeeren findet sich nicht nur Mikroplastik, sondern treiben auch riesige Müllteppiche aus Kunststoffverpackungen.

Das ist vor allem ein Problem der sachgerechten Entsorgung – vor allem in den asiatischen Wachstumsmärkten. Übrigens haben Kunststoffverpackungen über die gesamte Herstell- und Logistikkette oft bessere Ökobilanzen als andere Materialien. Eine Papiertüte beispielsweise muss aufgrund des hohen Energieeinsatzes bei der Produktion mindestens drei Mal eingesetzt werden, damit sie genauso gut ist wie eine Plastiktüte.

Sehen Sie denn eine Abkehr vom Kunststoff?

Im Gegenteil! Kunststoffe sind der Werkstoff des 21. Jahrhunderts. Im Jahr 2000 betrug die Weltproduktion noch 187 Millionen Tonnen, 2017 waren es bereits 387 Millionen Tonnen.

Das ist der Müll von morgen. Wie sieht eine sinnvolle Verwertung aus?

In Deutschland werden fast 100 Prozent der Plastikabfälle eingesammelt und verwertet – oft energetisch, zum Beispiel in Heizkraftwerken. Das ist sinnvoll, weil man dadurch den Einsatz von Steinkohle und Erdgas spart. Das ist auch der Weg, auf dem wir derzeit einen großen Teil unserer eigenen Produktionsabfälle entsorgen. Die sind sehr beliebt, denn aufgrund des hohen Energiegehalts wird Gummi auch als „elastische Kohle“ bezeichnet.

Aber eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft ist das noch nicht. Ist ein direktes Recycling denn unmöglich?

Es gibt schon technische Grenzen, insbesondere was den maximalen Anteil des Altmaterials betrifft. Aber die eigentlichen Hürden liegen anderswo: zum einen in der Wirtschaftlichkeit, zum anderen in den Spezifikationen der Kunden.

Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Einsatz von Kunststoffen gemacht, die auf nachwachsenden Rohstoffen basieren?

Da gilt im Prinzip Ähnliches. Wir hatten vor wenigen Jahren ein Projekt in den USA, bei dem einer der Grundstoffe für einen EPDM-Kautschuk zu rund 50 Prozent aus Zuckerrohr bestand. Es sollte als ökologisch innovatives Material für Dichtungen in einem Elektroauto zum Einsatz kommen, war aber rund 20 Prozent teurer – und letztlich war der Kunde nicht bereit, diesen Mehrpreis zu tragen. Wir führen die Entwicklungen trotzdem weiter und fragen über unseren Einkauf auch weiterhin solche Materialien an. Teilweise sind die Kunststoffhersteller allerdings sehr zurückhaltend, weil die Verarbeitung nachwachsender Rohstoffe oft eine Veränderung in den bestehenden Anlagen und Produktionsprozessen bedeutet.

 
Interview Ernst Osen

Nachwachsend ist aber ohnehin nicht gleichbedeutend mit nachhaltig.

Auch das ist richtig. Nehmen Sie den Naturkautschuk, der nur in der Nähe des Äquators angebaut werden kann. Abgesehen davon, dass er als Basis für viele technische Produkte nicht taugt, erfüllt der Anbau oft nicht unsere ökologischen und sozialen Mindeststandards. Deswegen schaut der Einkauf sehr genau auf die Lieferantenstruktur.

Wie beurteilen Sie denn die ökologische Verträglichkeit einzelner Werkstoffe?

Wichtigstes Instrument ist bislang unsere Elastomer-Datenbank. Hier sind alle potenziellen Rohstoffe mit Informationen zu kritischen Inhaltsstoffen verknüpft. Da steht auch, welche Stoffe nicht verwendet werden dürfen – mit unserer Richtlinie gehen wir dabei über gesetzliche Anforderungen deutlich hinaus. Zudem haben wir seit einigen Jahren ein IT-gestütztes Energie- und Umweltmanagement installiert. Wir wissen genau, an welcher Stelle wie viele Abfälle entstehen und wie viel Energie wir verbrauchen. Jeder Unternehmensbereich musste fünf Top-Projekte definieren, die nun abgearbeitet werden. Dadurch vermindern wir unseren CO2-Fußabdruck deutlich.

Noch mal zurück zum Rohstoff: Wie realistisch ist es, CO2 zu nutzen, um daraus Kunststoffe herzustellen?

Das wäre der Königsweg. Wir könnten zum Beispiel das Kohlendioxid nutzen, das prozessbedingt bei der Zementherstellung anfällt, oder es sogar aus der Atmosphäre entnehmen. Wir arbeiten hierzu beispielsweise mit dem renommierten Institut für Kunststoffverarbeitung in Aachen zusammen. Man muss allerdings sagen, dass es sich dabei nach wie vor um Forschung handelt und es noch dauern wird, bis solche Kunststoffe am Markt zur Verfügung stehen.

Eine Welt ohne Kunststoffe ist für Sie nicht denkbar?

Natürlich habe ich in meinem privaten Umfeld lieber Holz und Leder als Kunststoffe. Aber viele grüne Technologien, von der Brennstoffzelle über das Elektroauto bis hin zu Solarzellen oder Windkraftanlagen, wären ohne technische Hochleistungskunststoffe undenkbar. Und ein Auto mit Verbrennungsmotor würde deutlich mehr Kraftstoff verbrauchen, wenn die rund 2.000 Kunststoffteile durch schwere Metalle ausgetauscht würden.


Lesen Sie mehr zur Werkstoffentwicklung bei Freudenberg Sealing Technologies.

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Dr. Ernst Osen

Interview Ernst Osen
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Last oder Lösung: Pflegt einen verantwortungsvollen Umgang mit Kunststoff.

Als promovierter Chemiker startete Dr. Ernst Osen vor rund drei Jahrzehnten bei den Freudenberg Forschungsdiensten. Zu seinen ersten wichtigen Projekten gehörte es, die Recyclingmöglichkeiten für Elastomer in Vorbereitung auf die erste Altautoverordnung Europas zu untersuchen. Heute ist Osen für die weltweite Werkstofftechnik bei Freudenberg Sealing Technologies verantwortlich. In seiner Freizeit engagiert er sich ehrenamtlich in der Lokalpolitik und bewegt sich gerne in der Natur.

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